Fight im wilden Brombeerhügel
Könnt Ihr euch noch erinnern? Anfang des Jahres schrieb ich über den gewaltigen Brombeerhügel in unserem Garten. Im ersten Moment klingt das sicher übertrieben und der Naturgärtner lässt seinen Pflanzen doch Raum zur Entfaltung, werdet Ihr jetzt denken. Warum wir uns dennoch entschlossen haben einzugreifen und weshalb unsere Brombeeren ganz beachtliche Pflanzen sind, erfährt Ihr in diesem Beitrag. Viel Spaß!
Projekt BroKo
Da uns der Hügel nun schon das ganze Gartenjahr beschäftigt, habe ich kurzer Hand beschlossen, dem Kind einen Namen zu geben. Da wir im Land der skurrilen Abkürzungen leben, möchte ich mich dem Trend anschließen. Dabei steht BroKo für Brombeer-Knockout. Klingt hart ist aber bei genauerem Hinsehen unerreichbar. Unsere Brombeeren jedenfalls erinnern eher an meisterhafte Stehaufpflänzchen. Ein echter KO also unmöglich. Da wir als Naturgärtner zu 100 Prozent auf Gift verzichten, müssen wir uns also abarbeiten. Andere gehen ins Gym, wir gehen zum Hügel. Doch wer ist eigentlich unsere Sparingspartnerin und was zeichnet sie aus?
Die Armenische Brombeere (Rubus armeniacus)
Unsere Duellantin stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und gelangte als Gartenbrombeere nach Deutschland. Bereits seit dem 19. Jahrhundert wird sie in Mitteleuropa angepflanzt und besticht durch weißgraue Blattunterseiten. Die Armenische Brombeere schmeckt lecker und wird auch von Vögeln gern gefressen. So kann sich die Pflanze hervorragend in der Natur verbreiten und neigt zur Verwilderung. Die Armenische Brombeere ist ein Neophyt.
Neophyten sind Pflanzen, die nach 1492 bewusst oder unbewusst nach Europa gelangt sind. Viele dieser Arten fügen sich problemlos in unsere Pflanzenwelt ein oder können sich nicht etablieren. Doch es gibt auch Pflanzen, welche sich stark ausbreiten und zum Problem werden können. Man spricht in diesem Fall von invasiven Neophyten.
Spezialfähigkeiten der Armenischen Brombeere
Die dornigen Ranken können locker drei Meter lang werden und wachsen durch das Gewicht mit den Triebspitzen voran Richtung Boden. Was dann passiert ist erstaunlich. Die Triebspitzen bilden neue Wurzeln und die Brombeere kann sich quasi flickflackartig ausbreiten. Hinzu kommen die trollähnlichen Wurzeln, welche als Speicher- und Überdauerungsorgan fungieren. Diese können sehr tief im Boden liegen und verankern sich dort fest. Aus diesen hartnäckigen Wurzeln kann die Pflanze immer wieder neu austreiben. Der Schein trügt daher gewaltig, wenn die Pflanze oberirdisch entfernt worden ist. Denn in den tiefliegenden Trollkammern steckt unfassbar potentes Leben und bahnt sich seinen Weg ins Licht.
Hitze und Trockenheit stört sie nicht
Wir haben unsere Kontrahentin studiert und sind auf sehr robuste Eigenschaften gestoßen. In diesem Jahr war es besonders heiß und trocken im Garten. Und der Brombeerhügel hat keinen Schluck extra Nass bekommen. Trotzdem kommen immer wieder neue frische Brombeertriebe aus dem Boden und lassen mich ratlos zurück. Woher schöpfen Sie diese Kraft? Ich kann es mir nicht erklären. Es müssen Zauberkräfte sein. Da bin ich mir sicher.
Radikaler Rückschnitt – Round 1
Der Beginn war mühsam und schmerzhaft. Denn die armenische Brombeere verfügt über sehr viele und fiese Dornen. Ohne Doppelhandschuhe geht da gar nichts. Außer man möchte sich von der Gegnerin eine Menge Kratzer einfangen und den Hügel schon nach der ersten Runde schwer angeschlagen verlassen. Beim Rückschnitt trug ich also zwei Handschuhe übereinander und der äußere war aus festem Leder. Fast wie ein Boxhandschuh ^^
Wow! Und tatsächlich konnte ich mit dieser Kombination den Rückschnitt fast schmerzfrei durchführen. Aber Achtung. Die langen Dornenpeitschen bleiben überall hängen und so landete die stachlige Furie doch noch einige Körpertreffer. Trotzdem ging die erste Runde deutlich an mich.
Buddeln bis zum Umfallen – Round 2
Nachdem alle Ranken zurückgeschnitten waren, ging es ans Eingemachte. Ich musste sie an Ihrer empfindlichsten Stelle treffen. Den Wurzeln. Und die sind echt schwierig zu fassen. Tief graben, biegen, zerren, hartnäckig sein. In dieser Runde ist Ausdauer gefragt. Einige Treffer konnte ich landen, doch ihre Verteidigung ist grandios.
Sie arbeitet mit genialen Tricks. Denn ihre Wurzeln liegen so tief und fest, dass ich des Öfteren aufgeben musste und ich mit nur einem abgebrochenen Teil der Wurzel dastand. Hinzu kommt, dass sich die Wurzelteile und frischen Triebe leicht abreißen lassen, sodass es eine echte Herausforderung ist, zur Quelle zu gelangen. Diese Runde war ausgeglichen. Obwohl ich ab und an taumelte. Und auch mein Spaten entzwei brach.
Dranbleiben lautet die Devise – Round 3
Die ewige Runde drei dauert noch immer an. Es ist ein zäher Kampf. Um Ihre Stehauf-Qualitäten zu schwächen, wende ich meinen Spezialangriff an und siebe ihr unterirdisches Territorium durch. Mühsam aber recht effektiv. Um die Erde gut durchzusieben bieten sich ein Gitter an. Wir benutzen zum Beispiel unser Kompostgitter dafür. Das geht gut.
Die Hälfte des Hügels ist so bereits geschafft und wir haben gleich Bohnen, Kohl und Paprika dort angepflanzt. In der Mitte fand ein neues großes Hügelbeet seinen Platz, wo neue Erdbeerpflanzen Ihre Heimat haben. Doch so ein Sommer vergeht schnell und ob wir es schaffen den ganzen Hügel bis zum Herbst durchzugraben ist fragwürdig.
Die Brombeerpflänzchen jedenfalls treiben weiter fröhlich neu aus und erinnern mich daran, dass es ein Sieg durch KO nicht geben wird. Die Runde drei wird nie enden. Wach sein und rechtzeitig kontern ist der Schlüssel zum Erfolg. So wird auch in Zukunft ein gutes Miteinander möglich sein. Und gegen ein Paar leckere Brombeeren, denn das sind sie zweifellos, ist nichts zu sagen.
Hart aber es geht auch ohne schweres Gerät
Um richtig effektiv zu arbeiten, wäre ein kleiner Bagger sicher sinnvoll. Doch wir haben keinen und mit körperlichem Einsatz kann man einiges erreichen. Zudem begegnen sich wahre Fighter auf Augenhöhe, nicht wahr? Mit Bagger kann ja jeder.
Der wilde Brombeergarten als Alternative
Kann man die Brombeeren nicht einfach in Ruhe lassen? Bestimmte Sorten ja, aber diese, auf keinen Fall. Außer der wilde Brombeergarten ist euer Ziel. Zur Veranschaulichung liegt nur zwei Gärten von uns entfernt ein solcher Wildgarten. Die armenische Brombeere dominiert dort alles und rankelt hoch hinaus bis in die Obstbäume. Sie drückt alles nieder und überwuchert den gesamten Garten. Licht für andere Pflanzen wird großflächig verdeckt. Klar, einige Tiere können das Dickicht als Lebensraum verwenden, aber eine Vielfalt von Pflanzen entsteht hier nicht. Dieser Garten liegt schon recht lange brach und er verdeutlicht sehr gut, welche grandiosen Expansionsfähigkeiten die armenische Brombeere besitzt.
Schlussendlich
Wollten wir Platz schaffen für Obst- und Gemüseanbau, ein neues Hügelbeet, heimischen Stauden und eine Trockenmauer. Denn genau dafür wird die neu gewonnene Fläche von ca. 60 m² genutzt werden. Und die armenische Brombeere wird immer wieder stellen finden, wo sie größer wird und wir sie bis zu einem bestimmten Grad wachsen lassen.
Wir haben auch noch eine leckere schlitzblättrige Brombeere in unserem Garten. Diese wächst deutlich langsamer und ist besser zu bändigen. Und dornenlose Brombeeren. Der Geschmack dieser Beeren ist allerdings nicht so dolle.
Was meint Ihr?
Findet Ihr unsere Aktion gerechtfertigt? Habt Ihr selbst schon mal mit der Armenischen Brombeere zu tun gehabt? Welche invasive Art gibt es in eurem Garten?
Schreibt es uns in die Kommentare. Wir freuen uns drauf.
Liebe Grüße Basti
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Hallo Basti,
von dem hartnäckigen Einwanderer hörte ich bereits. Glücklicherweise haben wir die nicht im Garten. Zum Trost sei gesagt, ich habe eine dornenlose Züchtung im Garten, die gut trägt. Aber! Jetzt, im vierten Standjahr treibt die Ausläufer wie doof! Überall kommen die Mistdinger raus, in diesem Fall natürlich aus der Basis und Rückfall ins Wilde, fiese Dornen sind den Ausläufern eigen. Hut ab vor Eurer Aktion, bleibt dran.
Liebe Grüße
Karen