Herbstgefühle nach einem endlosen Sommer
Blätter tanzen über die Straße, Bäume leuchten in gelb-orange-rot und verzaubern unsere Landschaft. Herbst ist da. Wenn die Sonne scheint, dann ist es wunderschön, ziehen jedoch graue Wolken durch und der Tag erhellt nicht mehr, dann kann diese Jahreszeit auch ganz schön aufs Gemüt schlagen. Dann kreisen Gedanken und eine wohlige Leere macht sich breit. Eine schöne Melancholie. Doch bevor wir uns diesem Gefühl völlig hingeben, schauen wir auf ein prächtiges und extremes Gartenjahr 2018 zurück. Lets Flow!
Weintrauben und Birnen im Übermaß
Durch hohe Temperaturen und viel Sonnenschein war dieses Gartenjahr ein sehr gutes Obstjahr. Unser Birnenbaum hing voll bis oben hin und die Früchte sind köstlich. Ja richtig, noch immer haben wir einige frische Birnen zuhause und genießen sie wie ein edles Konfekt. Auch die Weintraube Venus setzte zu neuen Höhenflügen an und bildete prächtige Fruchtstände. Sie überzeugte mit köstlichem Geschmack und die Farben der Trauben sind exotisch schön.
Mirabelle und Felsenbirne – Tolles Wildobst
In diesem Gartenjahr konnten wir zum ersten Mal eine ordentliche Menge an Felsenbirnen ernten. Und der Name ist Programm. Die kleinen süßen Früchte schmecken nach Birne, haben dabei aber einen schönen eigenständigen Geschmack. Wirklich der perfekte Gartenbaum (wir haben übrigens eine Kupferfelsenbirne). Der Mirabellenbaum trug, im Vergleich zum Gartenjahr 2017, wieder viele Früchte. Dabei ist es gar nicht so leicht an alle Früchte heranzukommen, weil der Baum wirklich groß ist.
Dieses Jahr habe ich im großen Rumtopf, den mir meine Oma geschenkt hat, einen Mirabellen-Gin angesetzt und fand den Geschmack sehr überzeugend. Benutzt habe ich Tanquerry Gin, Zimtstange, braunen Zucker und natürlich Mirabellen. Gute Mischung.
Wildkirsche, Stachelbeere, Erdbeere, Aroniabeere
Der Wildkirschbaum hat ebenso viele Früchte getragen, jedoch sind diese sehr klein und es ist etwas aufwändiger einen Korb voll zu pflücken. Geschmacklich sind sie aber wirklich super und überzeugen mit einem leicht herben Abgang. Weil meine Oma so viele alte schöne Töpfe hat, habe ich mir gleich zwei mitgenommen und noch einen Wildkirschlikör angesetzt. Mit Wodka, weißen Zucker, Zimtstange und natürlich Wildkirschen. Ich persönlich fand das Ergebnis nicht ganz überzeugend, andere hingegen finden den Likör sehr lecker. Meine Oma gab mir den Tipp, die Kirschen beim nächsten Mal nicht zu entsteinen, damit sich das Kirscharoma besser entfaltet. Was meint Ihr?
Stachelbeeren sind nicht bei allen beliebt. Wir hingegen lieben diese Früchte. Diese süßlich saure Kombination macht schlicht süchtig. Unser Stachelbeerstrauch hat dieses Jahr mächtig getragen und uns einige Körbe leckerer Früchte beschert. Weil wir nur einen großen Strauch haben, haben wir dieses Jahr noch einen Ableger eingepflanzt.
Und natürlich gab es auch Erdbeeren in großen Mengen. Wir persönlich hatten in diesem Jahr nicht so viele Pflanzen, doch dafür gibt es ja tolle Nachbarn, die reichlich Erdbeeren geerntet und bei Bedarf zur Verfügung stellten. Vielen Dank!
Zucchini Pflanzen außer Rand und Band
Mit unseren runden Zucchinis haben wir dieses Jahr eine Menge Freude gehabt. Dabei ging die Ernteperiode recht lang und immer wieder gab es neue grüne Kugeln in verschiedenen Größen. Wir haben viele verschenkt, einige direkt zu leckeren Gemüsepfannen verarbeitet oder gefüllt. Zusätzlich haben wir auf Vorrat Spaghetti-Nudeln hergestellt und eingefroren. Für den Winter haben wir dieses Jahr also immer genug gesunde Gemüsenudeln parat. Die Pflanzen haben wahrlich monsterähnliche Züge angenommen und immer wieder neue Blüten gebildet, welche sich auch bei Bienen großer Beliebtheit erfreuen.
Funfact: Lässt man die die runden Zucchini einfach liegen, werden sie irgendwann Orange und sehen dann wirklich wie Kürbis aus. Auch für Halloween Fans interessant^^
Es hängen noch immer Tomaten
Unsere Tomaten im Freiland sind gut gewachsen und haben wirklich jede Woche eine schöne Menge Tomaten abgeworfen. Noch letztes Wochenende konnten wir einige rote ernten und frisch genießen. Besonders die Tigerella hat bei diesen Bedingungen viele Tomaten gebildet. Mit Braunfäule hatten wir im Gartenjahr 2018 überhaupt kein Problem und den Pflanzabstand zwischen den Tomaten haben wir dieses Mal auch beachtet.
Paprikasorgen zu Beginn
Zu Beginn der Saison haben wir erfolgreich zuhause Paprika vorgezogen. Gerade im Garten eingepflanzt, wurden sie von einer hungrigen Wühlmaus heimgesucht. Nahezu alle Paprika Pflanzen gingen ein außer die Ferenc Tender. Diese Sorte ist sehr ergiebig und bildet viele Früchte. Der Geschmack ist frisch verzehrt jedoch sehr gewöhnungsbedürftig, weshalb wir diese Sorte nicht wirklich empfehlen können. Für Pfannengerichte können wir sie gut verwenden.
Happy End mit frischen leckeren Paprika
Es war jedoch doch noch ein gutes Paprikajahr, weil Lauras Großeltern aus einer Baumschule neue Pflanzen geholt haben und diese auf einem anderen Beet hervorragend gewachsen sind und köstliche Paprika gebildet haben. So leckere Paprika habe ich wirklich noch nie gegessen. Und der Vorteil war, dass Lauras Großeltern selber gar keine Paprika essen. Wir konnten daher wirklich viele grüne und rote Paprika ernten. Auch letztes Wochenende hingen noch viele Paprika an den Pflanzen.
Experiment mit Mexikanischer Paprika
Von einem Nachbar bekamen wir Mexikanische Paprikapflanzen. Welche Sorte genau, das wissen wir nicht. Das Saatgut stammt aber aus Mexiko, daher diese Bezeichnung. Diese Pflanzen sind sehr gut und schnell gewachsen und wir konnten die besondere Paprika noch ernten. Allerdings sind die Paprika wirklich scharf und aus meiner Sicht auch nicht für den Frischverzehr geeignet. Der Nachbar meinte noch:“die sind nicht scharf“. Tja, so unterschiedlich können Geschmäcker sein. Interessant sind diese Paprika jedoch trotzdem, weil sie sich perfekt zum Würzen anbieten.
Frische Salatgurken sind einfach lecker
Auch die Gurkenpflanzen fühlten sich bei der Wärme wohl und keimten schnell. Wir haben nur eine Reihe gemacht, daraus kamen am Ende aber genug Gurken, um keine eigenen mehr dazu kaufen zu müssen. Leider ist die Gurkensaison jetzt vorbei.
Eigene Ernte haltbar machen
Wir haben uns in diesem Gartenjahr einen großen Einweckkochtopf und einen Dampfentsafter besorgt. Damit haben wir zum ersten Mal eigenen Weintraubensaft und Birnensaft erzeugt. Zusätzlich haben wir Birnenmus und Birnenkompott eingeweckt. Weil wir vor allem viele Zucchini-Nudeln einfrieren wollten, haben wir uns eine zusätzliche Gefriertruhe angeschafft. Unser Kühlschrank hat nur ein kleines Gefrierfach, daher mussten wir handeln. Der Mirabellen-Gin und der Wildkirschlikör sind ebenfalls eine gute Methode, um die Ernte haltbar zu machen. In Zukunft werden wir bestimmt noch mehr haltbar machen.
Trockenheit und Jede Woche fleißig gießen
Im Gartenjahr 2018 war es bis jetzt extrem trocken. Folgend seht Ihr die Niederschlagsmengen bis Oktober 2018 in Potsdam, verglichen mit dem langjährigen Durchschnitt von 1981-2010 in Potsdam. Es ist gut zu erkennen, dass es bis auf Januar und März 2018 nur unterdurchschnittlich viel Regen in Potsdam gab. In bestimmten Monaten waren die Niederschlagssummen sogar stark unterdurchschnittlich (bspw. Februar, Mai, August, September 2018)
Und in der Region, wo unser Garten liegt, war es sogar nochmal trockener. Wir haben also jedes Wochenende kräftig gegossen. In der Regel war unser Garten dann aber die ganze Woche ohne zusätzliche Bewässerung auf sich alleine gestellt. Ich finde es daher einfach beeindruckend, wie gut die Garten-Pflanzen diesen extremen Sommer überstanden haben. Durch gezieltes Mulchen hat sich das Wasser sicher auch besser im Boden halten können. Neben starker Trockenheit war es zudem noch überdurchschnittlich warm in unserer Region.
Krasse Temperaturen im Gartenjahr 2018
Als ich vor zwei Wochen den Datenlogger vom Soja Experiment ausgelesen habe, wurde mir wieder bewusst, wie extrem dieser Sommer war. Von Mitte April bis Anfang Oktober war bei uns im Garten eine durchschnittliche Temperatur von 19,7 Grad. Weil mir dieser Wert sehr hoch vorkam, habe ich mir mal die Durchschnittstemperaturen von Potsdam bis September 2018 angeschaut. Mein Eindruck hat nicht getäuscht. Von April bis September 2018 war es durchschnittlich ca. 3 Grad wärmer als in den letzten dreißig Jahren. Im Gesamtjahr 2018 ist es bis jetzt durchschnittlich um ca. 2 Grad wärmer gewesen als in den letzten dreißig Jahren. Zynisch gesprochen. Wir haben das 2 Grad Klimaziel erreicht. Zumindest in Brandenburg. Das war also definitiv ein extremes Gartenjahr. Hoffentlich ist dieser Zustand eine Ausnahme und wird nicht zur Regel. Gegen ein wenig mehr Wärme in unserer Region ist per Se nichts zu sagen. Aber in Kombination mit großer Trockenheit wird es zum großen Übel. Wie habt Ihr im Gartenjahr 2018 erlebt?
Pflanzenbändiger im Brombeerhain
Andere gehen ins Fitnessstudio, ich gehe auf den Hügel. Unser Projekt BroKo stand neben dem vielen Gießen ganz oben auf der Liste. Und ja, wir sind vorangekommen. Wir haben zwar nicht alles das geschafft, was wir wollten, aber ein Anfang ist gemacht. Der Fight ist noch nicht beendet! Mehr dazu Hier
Sojaexperiment erfolgreich abgeschlossen
Mitte Mai haben wir mit der Aussaat begonnen und Anfang Oktober die letzte Ernte vollzogen. Die Erntemenge ist von Pflanze zu Pflanze recht unterschiedlich gewesen, jedoch haben alle 12 Sojakreuzungen am Ende Bohnen hervorgebracht. Mit Krankheiten hatten wir keine Probleme. Insgesamt ist die Ernte eher überschaubar (wobei ich keinen Vergleich hab), das ist aber sicherlich auch der Trockenheit geschuldet. Sehr viel gegossen haben wir die Sojapflanzen nämlich nicht. Auch wenn es mit Aufwand verbunden ist, fanden wir das Sojaexperiment sehr spannend und können es bedenkenlos weiterempfehlen (vorausgesetzt es findet im nächsten Jahr nochmal statt).
Was jetzt noch im Garten zu tun ist
Letztes Wochenende haben wir Krokusse und andere Frühlingsblumen in die Erde gesteckt. Denn gerade im frühen Frühjahr haben die Bienen dieses Jahr noch nicht viel Angebot gehabt. Die Beete müssen noch ein wenig strukturiert werden und der Garten, die Hütte so langsam winterfest gemacht werden. Das viele Laub harken wir jetzt zu Laubhaufen zusammen, die dann als Winterschlafquartier für Igel dienen. Natürlich muss dann demnächst das Wasser abgestellt werden, damit die Leitung nicht einfriert. Und wenn wir erst im Garten sind, dann fallen uns noch eine Menge weitere Dinge ein…
Und wie war euer Gartenjahr 2018?
Dieses Jahr war erntereich und extrem zugleich. Die klimatischen Bedingungen haben dem Garten und uns einiges abverlangt. Daher geht es jetzt so langsam ab in die Pause, sie ist hoch verdient. Was macht Ihr jetzt noch alles im Garten? War es bei euch auch so extrem?
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Verlinkt bei EiNaB & Gartenglück
Wow! Ich bin ganz hin und weg. Was für eine Ausbeute. So macht das Gartenjahr spaß. Was ihr da alles rausgeholt habt, ein wirklich buntes Potpourri gelungener Feldversuche. Wahnsinn. Euer Fazit kann sich wirklich sehen lassen. Nur zu gerne hätte ich mal die leckeren Paprikas, seltenen Tomaten und Saftkompositionen probiert. Toller Artikel. Sehr ausführlich und inspirierend. Da will man gleich den Winter vorspulen und selbst den Spaten schwingen. Danke für das gelungene Resümee und herzlichen Glückwunsch zu solch Erntereichtum. Bleibt nur noch zu sagen, weiter so! Und jede schöne Blüte hat ihren Weg durch das Dunkle. In diesem Sinne – genießet die kommenende Jahreszeit.
Liebe Grüße aus Berlin
Sten