Sei ein Rebell! Pflanze keine Kirschlorbeer-hecke!
Der Kirschlorbeer (prunus laurocerarus), auch Lorbeerkirsche genannt, ist eine sehr beliebte Heckenpflanze. Hier, in unserer Heimatstadt, trifft man sie fast an jeder Ecke. Die Fans dieser Pflanze finden sich in jedem Wohngebiet, in Kleingartenanlagen oder Reihenhaussiedlungen. Natürlich auch Gründe für diese Beliebtheit:
Kirschlorbeer ist anspruchslos bei der Standortwahl. Ob Sonne oder Schatten, sie ist nicht wählerisch. Vorausgesetzt beides ist nicht in extremer Ausprägung vorhanden. Auch die Bodenzusammensetzung ist der Hecke relativ egal. Ob sandiger oder lehmiger Boden, angeblich ist sie diesbezüglich nicht wählerisch.
Eine Pflanze für Ungeduldige. Die Heckenpflanze ist schnellwüchsig. Dabei sind 30-50 cm Wachstum, der Triebe pro Jahr, durchaus möglich. So kommt man schnell zum gewünschten Sichtschutz.
Kirschlorbeer ist eine immergrüne Pflanze. Sie behält also auch im Winter ihre grünen Blätter. Viele Gartenbesitzer legen darauf großen Wert. Die Hecke schützt somit das ganze Jahr vor fremden Blicken.
Die Pflanze ist winterhart. Sie übersteht auch Temperaturen bis zu -15°c oder -20 °C, je nach Art.
Weil nicht alles grün ist, was grün glänzt! (oder so ähnlich)
Und weil der Kirschlorbeer gar nicht so toll ist, wie er immer angepriesen wird!
Kirschlorbeer eine Hecke für Ungeduldige
Das ist anfangs vielleicht ein Vorteil, kann sich aber als Nachteil erweisen. Denn Ungeduld zahlt sich oft nicht aus und ist keine Tugend.
„Oh nee, schon wieder Hecke schneiden“
Kirschlorbeer wächst schnell. Deswegen kann die Hecke in wenigen Jahren bis zu vier Meter hoch und drei Meter breit werden. Die Hecke muss also regelmäßig geschnitten werden. Dabei wird davon abgeraten eine elektrische Heckenschere zu benutzen. Der Grund ist, dass elektrische Heckenscheren die dicken, fleischigen Blätter zerfleddern und beschädigen. Das führt dazu, dass sie gelb oder braun werden. Dadurch wird die Hecke dann unansehnlich. Deswegen sollte man die Lorbeerhecke mit einer mechanischen Heckenschere schneiden. Bei einer sehr langen und hohen Hecke könnte das sehr anstregend werden.
Wohin mit dem Zeug!
Dabei kann sehr viel Grünschnitt anfallen. Der muss irgendwie entsorgt werden. Kirschlorbeerheckenschnittgut baut sich nur sehr schwer ab (das Schnittgut von Thujahecken auch). Empfohlen wird, den Schnitt zu Schreddern und in kleinen Mengen dem Kompost unterzumischen.
Achtung giftig!
Es ist ebenfalls empfehlenswert beim Schreddern und Schneiden Handschuhe zu tragen. Denn alle Pflanzenteile des Kirschlorbeers enthalten giftige cyanogene Glycoside. Diese Verbindungen sind verwandt mit Blausäure und können beim Hautkontakt allergische Reaktionen hervorrufen. Somit sind auch alle Pflanzenteile nicht für den Verzehr geeignet und können leichte Vergiftungen verursachen.
„Die Sache wächst mir über den Kopf“
Wie schon erwähnt, sind Kirschlorbeerhecken sehr wuchsfreudig. 30 bis 50 cm können die Triebe pro Jahr wachsen. Somit erreicht sie schon nach wenigen Jahren eine Höhe von bis zu 4 Metern. Die Hecke ist aber auch sehr ausladend und kann bis zu 3 Meter breit werden. Kleine Gärten wirken und werden dadurch schnell noch kleiner.
Sichtschutz aber kein Windschutz
Als immergrüne Hecke eignet sich die Lorbeerkirschhecke gut als Sichtschutz, auch im Winter. Sie ist jedoch eher nicht als Windschutz geeignet. Weil die Hecke sehr dicht wächst, wird der Wird nicht abgebremst, sondern steigt daran hoch. Das führt dann zu Verwirbelungen hinter Hecke. Für ein lauschiges Plätzchen hinter der Hecke ist der Kirschlorbeer also eher nicht geeignet.
Artenvielfalt statt Monotonie
Oke ich geb zu, all diese Nachteile lassen sich bestimmt auch auf die ein oder andere Hecke übertragen. Jetzt kommt aber der wichtigste Punkt. Kirschlorbeer ist keine heimische Pflanze. Das bedeutet, unsere heimische Tierwelt ist auf diese Pflanze nicht optimal angepasst. Ergo ziehen Insekten oder andere Lebewesen keinen oder nur einen geringen Vorteil aus der Anwesenheit dieser Pflanze. Klar, einige Bienen besuchen die Blüten und einige Vögel schätzen die Beeren als Snack oder das Dickicht als Unterschlupf. Jedoch profitieren von heimischen Pflanzen deutlich mehr Lebewesen. Besonders angesichts der dramatischen Zahlen über das Insektensterben, mit Bestandseinbrüchen von 75 % , sollten wir handeln. Heimische Hecken sind wichtige Nahrungsspender und Rückzugsorte für unsere heimischen Insekten.
Bei Erhebungen in 63 Schutzgebieten zwischen 1989 und 2016 ist ein Rückgang von 76 % […] der Fluginsektenbiomasse festgestellt worden. Die Verluste betreffen offenbar die meisten Arten von Schmetterlingen, Bienen und Wespen bis hin zu Motten und anderen flugfähigen Arten, die praktisch ausnahmslos als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen oder zumindest als Beutetiere für Vögel wichtig sind. Etwa 80 % der Wildpflanzen sind abhängig von Insektenbestäubung und 60 % der Vögel in der heimischen Natur ernährt sich hauptsächlich von Insekten (FAZ, 18.10.2017, Wir befinden uns mitten in einem Alptraum)
Potentiell invasiv
Die Lorbeerkirsche gilt außerdem als potentiell invasiv. Die Verbreitung geschieht dabei einerseits durch Vögel. Diese verschleppen die Samen und verbreiten sie so. Eine andere Verbreitungsquelle ist, das Abladen von Strauchschnitt beispielsweise in Wäldern. Letzteres ist natürlich verboten! Kirschlorbeer verbreitet sich bevorzugt als Untervegetation in Wäldern. Dadurch verändert sich die natürliche Vegetation des Waldes und der Lebensraum für viele Lebewesen. Wie und in welchem Ausmaß sich das auf unsere heimischen Ökosysteme auswirkt, ist bis jetzt aber noch nicht ausreichend erforscht.
Dabei ist unsere heimische Heckenwelt so divers, bunt und wertvoller für die Tierwelt. Abgesehen davon, kann man auch gestalterisch und ästhetisch tollere und außergewöhnlichere Hecken pflanzen, pflegen und liebhaben.
Deswegen möchte ich mich in den nächsten Wochen diesem Thema widmen und in regelmäßigen Abständen tolle, schöne und wertvolle Alternativen zu Kirschlorbeer und Thuja vorstellen!
Schlussendlich…..
geht es mir nicht darum, den Kirschlorbeer generell zu verteufeln. Wie beschrieben, hat die Heckenpflanze ja auch ihre Vorzüge und ihren optischen Reiz. Aber andere Pflanzen haben diese Vorzüge auch! Gleichzeitig tragen diese Alternativen zum Erhalt heimischer Insektenarten bei. Nebenbei haben heimische Alternativen auch keine negativen Auswirkungen auf unsere Ökosysteme. Und ich hab das Gefühl, dass genau diese Pflanze einfach inflationär gepflanzt wird. Ähnlich ist es mit Thujahecken, die ich persönlich einfach nicht mag. Liest man in Foren, scheint es immer nur die Auswahl zwischen Thuja oder Kirschlorbeer zu geben. Als würde es nichts anderes auf der Welt geben.
Wie steht ihr zu Kirschlorbeer und Thuja? Welche Alternativen, die ähnliche Vorteile wie der Kirschlorbeer haben, würdet ihr empfehlen? Habt ihr negative oder positive Erfahrungen mit der Kirschlorbeerhecke? Ich freue mich auf eure Geschichten!
Ein sehr guter Artikel! Ich hatte mir wegen der vielen Vorzüge auch einen Kirschlorber in den Garten geholt… und was soll ich sagen… ich habe ihn verteufelt! Er wuchs mir förmlich über den Kopf. Ich musste ständig an ihm herum schneiden. Irgendwann war mir das einfach zu dumm und ich habe ihn entfernt.
Es gibt wirklich viele andere Gewächse, die man statt dessen pflanzen kann!
Viele Grüße von
Margit
P.S.: Vielen Dank für Euren lieben Gästebucheintrag auf meiner HP!!!