Es gibt gute Gründe für mehr Beetabdeckung und mehr Mulchmaterial auf unseren Böden!
Gemüse im eigenen Garten anzubauen, ist der Traum vieler Menschen. Beschäftigt man sich mit den gängigen Methoden im Biogarten, wird man schnell auf das Thema Beetabdeckung bzw. Bodenbedeckung mit unterschiedlichen Mulchmaterialien stoßen. Bis vor ein paar Jahren wusste ich von Mulch, organischen Material oder Bodenbedeckung überhaupt nichts. Der Permakulturgarten von Graham Bell hat mir damals völlig neue Perspektiven eröffnet. Als ich mich weiter damit beschäftigte, wie sich unterschiedliche Mulchmaterialien auf den Boden auswirken können, war ich begeistert. Gleichzeitig war ich aber auch verwundert, denn obwohl ich sehr viel Zeit im Garten meiner Großeltern verbracht habe, hatte ich vom Mulchen und dass es gut ist, den Boden zu bedecken noch nie gehört. Wieso kannte und verwendete keiner in meinem Umfeld diese geheime Wunderwaffe im Garten?
Was ist Mulch oder Mulchen?
Mulchen ist das gezielte Aufbringen unterschiedlicher Materialien auf den Boden. Das Ziel ist, den Boden zu bedecken. Dafür können die unterschiedlichsten Mulchmaterialien verwendet werden. Jedes hat für unterschiedliche Zwecke Vorteile und gelegentlich auch Nachteile. In diesem Artikel beziehe ich mich ausschließlich auf das Mulchen mit organischen, pflanzlichen Mulchmaterialien. Dazu zählen beispielsweise Stroh, Laub, Holzhäcksel, Rasenschnitt, Mist, Kompost etc. .
Mulchen ist auch, wenn der Boden mit Plastik, Steinen oder Fleece bedeckt wird. Es bezeichnet ebenfalls die flächige Abedeckung des Bodens mit Pflanzen. Säst du beispielsweise Gründünger, wie Gelbsenf flächig auf deinem Beet, ist das auch mulchen, weil es auf dem Boden ist und ihn bedeckt.
Wieso nutzt in meinem Umfeld niemand diese Wunderwaffe?
Voller Enthusiasmus berichtete ich von meinen neuen Erkenntnissen und…. es interessierte niemanden. Niemand wollte mir glauben. Niemand wollte mir bei meinem Ökogequatsche zuhören. Die Argumente, die ich bekam:
- da nisten sich Mäuse und Ratten ein
- da nisten sich Schnecken ein
- das sieht unordentlich und dreckig aus
- das haben wir noch nie so gemacht
Ich glaube, der Punkt der Ästhetik spielt dabei eine große Rolle. Viele empfinden einen sauberen, glatten, freien Boden einfach als schön und ordentlich. Man sieht, dass was gemacht wurde. Rindenmulch oder Steine bilden da eine Ausnahme, weil das sieht ja ordentlich aus. Allerdings könnten wir viel gewinnen, wenn wir ein wenig die Perspektive verändern. Das ist ein gesunder Boden, Vielfalt im Garten und gesunde Pflanzen. Wenn man sich damit beschäftigt, wie unser Boden aufgebaut ist und was darin passiert, sieht man den unordentlichen Mulch vielleicht von einer ganz anderen Seite.
Mit Mulch zum giftfreien Garten
Und genau das möchte ich mit diesem Artikel erreichen. Einen Perspektivwechsel. Ich möchte den Blick darauf lenken, was im Boden unter unseren Füßen passiert. Wieso macht Mulch meine Pflanzen gesünder? Wieso profitiere ich von einem gesunden, strukturierten Boden? Und wie kann eine Beetabdeckung mit organischen Mulchmaterialien die Struktur meines Bodens verbssern? Wieso ist eine Bodenstruktur überhaupt wichtig? All das und noch viel mehr erwartet euch in meinem neusten Blogbeitrag. Let´s go!
Bringe Struktur in deinen Boden mit organischen Mulchmaterialien
Unser Boden ist eine unserer wichtigsten Ressourcen. Er gibt uns Halt, sauberes Wasser, speichert Kohlenstoff und er ernährt uns. Um nur einige Beispiele für seine herausragende Rolle zu nennen. Ein guter Boden ist die Grundlage für jeden erfolgreichen Gärtner, der vielfältiges und gesundes Gemüse anbauen möchte. Deswegen sollten wir ihn achten, pflegen und schützen. Um das tun zu können, sollten wir auch versuchen ihn zu verstehen.
Böden sind lebendig
Der Boden erscheint uns immer als etwas lebloses und lebensfeindliches. Zumindest geht es mir häufig so, wenn er so trocken und ungeschützt daliegt. Dabei ist er voller leben.
Ein Gramm Boden enthält:
- mehrere hundert Meter Pilzfäden, die unsere Pflanzen und den Boden vernetzen
- mehr als eine Milliarde Bakterien
- winzig kleine Würmer (Nematoden) und einzellige Organismen (Protisten), die kleiner als 200 Mikrometer sind und in kleinen Mikroaquarien leben
- Springschwänze, Bärtierchen und Milben, allerdings weniger
Versteckt in unserem Boden gibt es eine riesige Biodiversität. All diese Tierchen, Bakterien und Pilze leben da unten in ihrem ganz eigenen Kosmos. Sie leben in winizig kleinen Höhlen, Spalten, Rissen und Mikroaquarien. Und wir hier oben sind in hohem Maße davon abhängig, dass es denen da unten gut geht.
Böden haben eine Struktur
Sticht man ein Stück Boden heraus, ohne es zu zerbrechen oder zu beschädigen und man berachtet es unter dem Mikroskop, würde man die vielen Risse, Poren und Gänge sehen. Diese unterirdischen winizigen Gänge bilden die Struktur deines Bodens. Diese Struktur ist unter anderem vorgegeben durch die Art und Körnung deines Bodens.
Sand und Ton, die Mischung macht die Primärporen
Sandige Böden bestehen aus größeren „Steinchen“, die eher locker aneinander liegen. Dadurch haben sie größere Poren und sind durchlässiger für Wasser und Luft, halten aber weniger Wasser fest.
Tonige Böden bestehen aus sehr kleinen Teilchen. Die Partikel liegen hier sehr eng aneinander. Tonböden haben ingesamt mehr Poren aber deutlich kleinere. Aus dem Mischungsverhältnis und der Lage der unterschiedlich großen Bodenteilchen ergeben sich die primären Poren.
Daneben existiert aber noch ein zweites (sekundäres) Porensystem. Dieses sekundäre Porensystem wird durch Pflanzenwurzeln, Mikroorganismen, Würmer und dem Klima beeinflusst und geschaffen. Durch diese Faktoren werden Gänge, Risse, Poren und Wurzelgänge geschaffen.
Die Bodentiere schaffen also Poren, Risse und Gänge. Dadurch sorgen sie dafür, dass genug Luft in den Boden gelangt, die sie und unsere Pflanzen brauchen. Sie sorgen dadurch auch dafür, dass sich Wasser im Boden gut verteilt, nicht staut, aber ausreichend im Boden gehalten wird. Wieso machen sie das? Sie leben in diesen Rissen, Poren und Gängen und gehen dort ihren täglichen Geschäften nach. Also erschafften die Bodentiere diese Poren und Gänge, sie sind aber gleichzeitig auch davon abhängig, dass diese Poren existieren, weil sie darin wohnen. Es handelt sich also um ein empfindliches Gleichgewicht.
Das macht Mulch mit unserem Boden
Wir wissen jetzt also, dass das Leben im Boden mit einer asiatischen Megacity vergleichbar ist. Wir wissen auch, dass der Boden eine Struktur hat. Die Bodenlebewesen beeinflussen diese Struktur, sie brauchen aber die Struktur auch, um ihre Megacity am leben zu halten. Gleichzeitig brauchen auch die Pflanzen die Megacity unter Tage, weil sie dort Nährstoffe, Wasser und Luft bekommen.
Was hat das mit Mulch zutun?
Mulch hält in Bodenhausen alles am Laufen. Er ist Nahrung und somit der Treibstoff für die schwer arbeitenden Bodenlebewesen.
1. Mulch = bessere Bodenstruktur = besseres Pflanzenwachstum = Pflanzenschutz
Organische Mulchmaterialien für unsere Beetabdeckung enthalten Kohlenstoff. Den brauchen die meisten Lebewesen im Boden als Nahrung. Geben wir also Pflanzenreste auf den Boden, bedeutet das für Bodenlebewesen lecker essen. Durch den Mulch haben sie genug Nahrung und vermehren sich.
Aggregate machen den Boden stabil und fruchtbar
Wenn sie den Kohlenstoff aus den Pflanzenresten verwerten, bilden sie Schleimstoffe. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Polysaacharide (Zucker). Die Schleimstoffe verkleben Bodenteilchen miteinander. Dabei werden anorganische und organische Teilchen miteinander zu sogenannten Aggregaten verklebt. Durch diese Aggregate werden die Poren und Gänge und somit die Struktur des Bodens stabilisiert. Sie bauen sich sozusagen ein sicheres Haus, das auch bei Wasser, welches durch den Boden fließt, stabil bleibt.
Der Regenwurm ist ein echter Ingenieur
Des Gärtners bester Freund, der Regenwurm, ist dabei ein Kandidat, dem wir mit Mulch einen besonderen Gefallen tun. Der merkt nämlich, dass es was zu holen gibt. Um den Mulch zu bekommen, gräbt er sich an die Oberfläche. Dabei schafft er schöne Gänge im Boden. Diese Gänge belüften den Boden. Die Gänge sorgen auch dafür, dass sich Wasser gleichmäßig im Boden verteilt. Nebenbei futtert er aber auch Pflanzenreste. Wenn er frisst, scheidet er gallertartige Substanzen aus. Diese Substanzen stabilisieren die Gänge, die er gegraben hat. Außerdem vermischt er in seinem Bauch Bodenteilchen und zerkleinerte Pflanzenteilchen und scheidet sie wieder aus. Dadurch verklebt er die Teilchen miteinander und baut Aggregate, wie die kleinen Mikroorganismen. Dem Regenwurm wiederum folgen die Mikroorganismen. Sie wohnen sehr gern in den Gängen von Regenwürmern und bauen dort auch Aggregate. Diese Aggregate verbessern unseren Boden, weil sie ihn stabiler machen.
Was hat die Pflanze davon?
In ihrem gemütlichen Zuhause zerkleinern die unterschiedlichen Lebewesen das Mulchmaterial und düngen nebenbei unsere Pflanzen. Denn die Nährstoffe, die im Mulch enthalten sind, werden durch die Bodentiere langsam aber gleichmäßig für die Pflanze bereit gestellt.
Was haben wir davon?
Wir haben gesunde Pflanzen, die weniger Pflege brauchen und mehr Ertrag bringen. Weil wir auf Pflanzenschutzmittel verzichten können, sparen wir auch Geld und stören das empfindliche Gleichgewicht nicht. Das schont den Boden, die Umwelt, das Grundwasser und somit zum Beispiel auch unser Trinkwasser. Win- Win würde ich sagen.
Zusammengefasst: Mulch liefert Futter für die Bodentierchen. Die bauen die unterirdische Stadt mit einem ausgeklügelten Entwässerungs- und Bewässerungssystem, mit angenehmer Belüftung und düngen unsere Pflanzen. Wir ernten!
2. Mulch = angenehmes Bodenklima = zufriedene Bodentiere = Pflanzenschutz
Eine Mulchschicht schützt den Boden vor Wind und zu starker Sonne. Wind und eine starke Sonneneinstrahlung trocknen den Boden aus. Ein trockener Boden ist schlecht für unsere Pflanze, weil sie kein Wasser und somit auch keine Nährstoffe aufnehmen kann. Gleichzeitig beeinflusst es aber auch die Bewohner unserer unterirdischen Stadt. Denn die Bodenlebewesen mögen es feucht und wohltemperiert. Und unter diesen feuchten, wohltemperierten Bedingungen arbeiten sie auch am besten.
Eine Beetabdeckung mit Mulch wirkt wie eine Isolierschicht. Die schützt vor Kälte aber auch vor extremer Hitze. Das verringert, dass Wurzeln absterben und verbessert die Vitalität der Pflanze.
Durch die verringerte Verdunstung durch Wind und Sonne wird bis zu einem Drittel weniger Gießwasser benötigt. Es bleibt auch mehr Wasser für die Bodenlebewesen, die unsere Pflanzen düngen und die Struktur unseres Bodens verbessern.
3. Mulch = Dach und Regenrinne = Schutz = guter Boden =Pflanzenschutz
Man sieht es ihnen nicht an, aber Tropfen sind im Bodenkosmos, wie eine Riesenwelle. Gießwasser und Regenwasser besitzen durch die Fallhöhe eine unglaubliche Kraft. Besitzt der Boden keine schützende Mulchdecke, zerstört die Wucht der Tropfen die Struktur des Bodens. Mühsam geklebte Aggregate an der Oberfläche zerspringen in viele kleine Teile. Die kleinen Teile werden dann in andere Poren gespühlt und verstopfen diese. Das nennt man Verschlämmung. Trocknet der verschlämmte Boden können sich harte Krusten bilden. Regen kann die Struktur des Bodens zerstören und ihn so verdichten.
Die Folge
Wasser kann dann nicht mehr gut in den Boden gelangen und läuft oberflächlich ab. Dabei nimmt es weitere Bodenteilchen mit. Unsere wertvolle nährstoffreiche Schicht wird so einfach weggeschwemmt. In dem verdichteten Boden fühlen sich auch Pflanzen nicht wohl. Ihre feinen Wurzeln können den harten Boden schlechter durchdringen. Weniger Luft gelangt auch in den Boden. Die Bodenlebewesen fühlen sich nicht wohl und sterben oder gehen woanders hin, wenn sie können.
Eine Beetabdeckung aus Mulch kann das verhindern
Eine Schicht aus Stroh, Blättern oder Rasenschnitt schützt den Boden vor der Wucht des Regens und Gießwassers. Der Mulch federt den Tropfen ab, nimmt das Wasser wie ein Schwamm auf und gibt es langsam an den Boden ab. Unter der Mulchdecke ist der Boden auch generell feuchter. Deswegen ist er von vornherein nicht so wasserabweisend, wie trockener Boden. Dadurch kann das Wasser besser in den Boden geleitet werden, ohne dabei Schäden an der Struktur zu verursachen. Verschlämung und Verdichtung des Boden kann so vorgebeugt werden.
Es ist besser Mulch zu verwenden, bevor der Boden verdichtet ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass proaktives, voraushandelndes Mulchen den Boden am besten schützt und die Qualität des Bodens verbessert. Wird Mulch eingesetzt nachdem der Boden verdichtet ist, verbessert sich die Bodenqualität im nachhinein durch den Einsatz von Mulch nicht oder erst nach Jahren.
Schlussendlich..
ist das nur ein Teil, was Mulch alles bewirken kann. Nebenbei kann er auch unerwünschte Beivegetation unterdrücken, Schädlingsbekämpfern einen Unterschlupf bieten, das Wurzelwachstum verbessern und noch vieles mehr. Im Mulchkosmos gibt es noch viel mehr zu sagen und zu schreiben. Ich hoffe ich konnte verständlich erklären, wieso eine Beetabdeckung mit organischen Mulchmaterialien unbedingt sinnvoll ist.
Wie sehen eure Erfahrungen mit Mulch aus? Seid ihr eher die verfechter bedeckter oder unbedeckter Böden? Kanntet ihr diese Zusammenhänge? Würdet ihr nachdem ihr den Artikel gelesen habt, es vielleicht mal mit dem Mulchen probieren? Habe ich noch was wichtiges vergessen? Ich freue mich über einen Austausch in den Kommentaren.
- Chalker-Scott, L. (2007): Impact of Mulches on Landscape Plants and the Environment- A Review, Journal of Environmental Horticulture, Vol. 25(4), S. 139-249 pdf: Hier
- Mulch punktet mehrfach: Kraut und Rüben
- Bronick, C.J. & Lal, R. (2005): Soil Structure and managemant: a review, Geoderma, Vol. 124, S. 3-22 pdf: hier
Verlinkt bei Gartenwonne, Pfauenauge , EiNaB
Das ist sehr interessant. Bewusst gemulcht werden bei mir die Erdbeeren. Ansonsten verteile ich den Heckenschnitt unter den Sträuchern… aber eher aus Faulheit, damit ich das Schnittgut nicht entsorgen muss.
Ansonsten sind meine Staudenbeete ziemlich dicht bepflanzt. Laub darf liegen bleiben und dient auch als Mulch.
Viele Grüße von
Margit