Soja löst kontroverse Debatten aus
Die Themen Sojaanbau und die Verwendung von Soja werden immer wieder heiß diskutiert. Regenwaldabholzung, Krankheiten, Superfood und Tofu als Sinnbild für den fleischlosen Lebensstil. Die Sojabohne reizt die Gemüter und wird dabei so vielseitig eingesetzt, wie kaum eine andere Pflanze auf diesen Planeten. Soja wird als Lebensmittel, in der chemischen Industrie, im Haushalt und in der Kosmetik verwendet. Beliebte Nahrungsmittel aus Sojabohnen sind Sojamilch, Sojasossen, Tofu, Tempeh und Miso. Mit einem Anteil von ca. 75 % wird Soja aber überwiegend als Tierfuttermittel eingesetzt.
Was dieser Beitrag leistet
Aufmerksamkeit braucht Soja demnach nicht, aber eine Einordnung und Beleuchtung verschiedener Aspekte ist hilfreich. In diesem Beitrag geht es um die Besonderheiten der Pflanze, die Auflösung von Mythen und das Soja-Experiment in unserem Garten. In welcher Phase des Experiments wir uns momentan befinden und warum wir gerne forschen, erfahrt ihr weiter unten im Text. Doch nun erstmal zur Sojapflanze und den Kontroversen. Lette GO!
Die Sojapflanze hat besondere Eigenschaften
Soja ist eine beliebte Kulturpflanze und gehört zur Familie der Hülsenfrüchte. Sie stammt ursprünglich aus China und ist eine einjährige, subtropische Pflanze. Soja liebt es feuchtwarm und erreicht eine Höhe von bis zu einem Meter. Sie ähnelt optisch der Buschbohne und bildet lange Pfahlwurzeln. Interessant dabei ist, dass diese Wurzeln von einem sojaspezifischen Knöllchenbakterium besiedelt werden. Die Bakterien versorgen die Pflanze mit Stickstoff in pflanzenverfügbarer Form. Dadurch kann die Sojapflanze ihren Bedarf an Stickstoff zu rund zwei Dritteln selbst decken und benötigt somit wenig Dünger.
Soja trägt zudem zur Humusanreicherung bei und bietet sich besonders gut für die Fruchtfolge an. Die Sojapflanzen besitzen einen hohen Proteingehalt und liefern pro Hektar Ackerland 400 kg verwertbares Protein. Soja hat damit mehr Protein als Mais, Reis und alle anderen Hülsenfrüchte. Fleisch bietet im Vergleich sogar nur 50 kg verwertbares Protein pro Hektar. Die Ernte der Sojabohnen erfolgt im Herbst.
Soja enthält viele gute Inhaltsstoffe
Die Sojabohne ist eine echte Proteinbombe. Wer Sie verzehrt, bekommt alle essentiellen Aminosäuren (Eiweißbausteine), die vom Körper nicht selbst hergestellt werden können. Durch den hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren kann Soja hervorragend als Fleischersatz verwendet werden, ohne dabei den Cholesterinspiegel in die Höhe zu treiben. Diese Kombination hat einen positiven Einfluss auf den Fettstoffwechsel. Sojabohnen dienen als hervorragende Ballaststoffquelle und enthalten reichlich Vitamine, Folsäure, Kalium und Magnesium. Durch ihre hohe Eiweißqualität ist die Sojabohne einzigartig und wird daher auch Königin unter den Nutzpflanzen genannt.
Sind Isoflavone in der Sojabohne gefährlich?
Isoflavone gehören zu den Phytoöstrogenen und bilden eine Gruppe im Bereich der sekundären Pflanzenstoffe. Phytoöstrogene sind den menschlichen Östrogenen ähnlich und können den Hormonhaushalt beeinflussen. Bei Schilddrüsenerkrankungen kann es durch Isoflavone zur Minderung von Schilddrüsenhormonen kommen. Bei gesunden Schilddrüsen gibt es keine Hinweise auf negative Effekte durch Soja. In verarbeiteten Sojaprodukten ist der Gehalt von Isoflavonen zudem deutlich geringer als in reinen Sojabohnen (Siehe Grafik). Und meistens essen wir Soja in Form von Tofu oder trinken Sojamilch. Isoflavone haben neben möglichen negativen Effekten auch zellschützende Eigenschaften. Von hochdosierten Nahrungsergänzungsmittel mit isolierten Isoflavonen ist aber generell abzuraten.
Gibt es ein erhöhtes Krebsrisiko durch Soja?
Einige Webseiten und Forscher warnen zwar vor einem erhöhten Brustkrebsrisiko durch Sojakonsum. Die niedrigen Brustkrebsarten in Ost- und Südostasien sprechen jedoch dagegen, da in diesen Regionen viel Soja konsumiert wird. Untersuchungen in Asien untermauern sogar, dass regelmäßiger Sojaverzehr zu einer Verringerung des Brustkrebsrisikos führt. Die Studienlage ist hier jedoch nicht eindeutig und der Hormonhaushalt sehr komplex. Bei Schilddrüsenkrebs und Prostatakrebs konnte allerdings belegt werden, dass Soja zu einer Senkung des Krebsrisikos führt.
Soja ist in vielen Bereichen gesundheitsfördernd
Soja kann bei Wechseljahresbeschwerden und Hitzewallungen helfen. Durch die Cholesterinfreiheit und den hohen Anteil an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren gelten Nahrungsmittel aus Sojabohnen als herzfreundlich. Ebenso werden Soja positive Effekte bei Osteoporose bescheinigt. Sojaprotein und Isoflavone führen anscheinend zur Verlangsamung des Knochenabbaus und haben präventive Eigenschaften in Bezug auf Osteoporose.
Fazit: Soja ist in Maßen unbedenklich!
Wenn nicht gerade eine Schilddrüsenerkrankung oder eine Soja-Allergie vorliegt, spricht nichts gegen einen moderaten Sojakonsum. Im Gegenteil, Tofu und andere Nahrungsmittel aus Sojabohnen, wie Sojamilch oder Tempeh können zu einer ausgewogenen pflanzlichen Ernährung beitragen. Wie bei fast allen Lebensmitteln gelten Übermengen als nicht förderlich. Die amerikanische Lebensmittelbehörde FDA empfiehlt nicht mehr als circa 300 Gramm Tofu oder 800 ml Sojamilch am Tag zu verzehren (entspricht etwa 25 Milligramm Sojaprotein). Diese Mengen werden die meisten wohl kaum erreichen und schon gar nicht täglich. Es ist aber trotzdem wichtig Abwechslung in die Ernährung zu bringen. Deshalb sollte geschaut werden, dass sich keine einseitigen Muster einschleichen. Denn nur Soja ist sicher keine Lösung für den Hunger.
Soja wird vor allem für die Erzeugung von Tierprodukten genutzt
Sojaliebhaber werden häufig mit dem Vorwurf konfrontiert, dass Soja negative Umwelteinwirkungen hat und zur massenhaften Rodung von Regenwäldern führt. Faktisch werden jedoch rund 75-80 % der globalen Sojaernte in Form von Sojaschrot als Futtermittel zur Erzeugung von Tierprodukten eingesetzt. Der Sojaanabau wird also hauptsächlich wegen des steigenden Tierkonsums intensiviert und erweitert. Fleischliebhaber sollten bei dieser Diskussion also besser nichts sagen. Durch den hohen Eiweißgehalt und die essentiellen Aminosäuren eignet sich Sojaschrot besonders für die Schweine- und Geflügelfütterung. Sojaprodukte für den menschlichen Verzehr werden in Europa zudem hauptsächlich aus europäischen und nordamerikanischen Sojabohnen hergestellt. Auch in Deutschland werden mittlerweile erfolgreich Sojabohnen angebaut.
Typische Nahrungsmittel aus Sojabohnen
Wusstet Ihr, dass die Sojabohne schon seit mehr als 3.000 Jahren vom Menschen angebaut wird. In den letzten 60 Jahren wurde der Anbau stetig intensiviert. Im Jahr 2015 betrug der weltweite Anbau von Sojabohnen sagenhafte 315 Millionen Tonnen. Die Sojabohne wird dabei auf 6 % der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche angebaut. Wie bei Hans und die Bohnenranke erlebte die Sojabohne rasantes Wachstum. Unglaubliche 3500 Arten werden dabei momentan weltweit kultiviert. Soja steckt in über 30.000 industriell erzeugten Lebensmitteln und Produkten. Typische Nahrungsmittel aus Sojabohnen sind:
Tofu
Tofu entsteht durch die Gerinnung von Sojamilch. Die Konsistenz ist dabei sehr unterschiedlich. Es gibt den eher labbrigen bis hin zum schnittfesten Tofu. Mittlerweile sieht man ihn in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Mariniert, mit Mandeln oder geräuchert. Jetzt zur WM genießen die Grillprofis den Tofu in Form von Würstchen oder Bratlingen.
Sojamilch
Dieses Sojaprodukt wird durch moderne Molkereitechnik hergestellt. Daneben finden sich immer häufiger Sojajoghurt und Sojasahne. Die Geschmacksrichtungen wachsen auch hier stetig an.
Sojasoße
Sojasoßen werden zum Verfeinern und Würzen von unterschiedlichen Speisen verwendet. Dabei besteht die Sojasoße traditionell aus ganzen Sojabohnen, Weizen, Meersalz und einer Starterkultur (Koji).
Sojasprossen?
Nein, Sojasprossen sind meistens gekeimte Mungobohnen und haben mit Sojabohnen wenig gemeinsam. Gekeimte Sojabohnen sind sogar giftig und sollten nicht roh verzehrt werden. Also streicht die Sojasprossen einfach wieder aus diese Liste J
Miso
Miso entsteht durch natürliche Fermentation. Dabei werden Sojabohnen zusammen mit Reis in Fässern vergoren. Je nach Sorte können auch andere Getreidesorten genommen werden. Im Gegensatz zur Sojasosse, bleiben In Miso die festen Bestandteile und das Öl weiter erhalten.
Edamame
Edamame sind grüne, unreife Sojabohnen. Sie werden einige Minuten in Salzwasser gekocht und fertig ist der Snack für Zwischendurch.
Tempeh
Dieses Sojaprodukt kommt traditionell aus Indonesien. Hierbei handelt es sich um gekochte Sojabohnen, die durch Edelpilze überwachsen zu einem Stück verbunden sind. So bekommt Tempeh seinen nussigen Geschmack.
Yuba
Yuba wird traditionell in Japan zubereitet. Es wird aus der Haut von erhitzter Sojamilch gewonnen. Anschließend getrocknet, gefaltet oder zu Stäbchen gerollt.
Sojaanbau im eigenen Garten
Durch einen Blogbeitrag haben wir von dem 1000 Gärten-Projekt erfahren und waren sofort begeistert. Hierbei handelt es sich um ein gemeinsames Experiment von der Universität Hohenheim und der Taifun GmbH. Gärtner aus ganz Deutschland nehmen daran teil und bauen Soja im eigenen Garten an. Für 2018 gab es 1200 Anmeldungen und wir nehmen auch Tei
Ziele des Soja-Experiments
Die Sojabohne soll durch dieses Projekt als regional erzeugtes Lebensmittel vorangebracht werden. Mehr heimischer Bio-Anbau von Soja ist das Ziel. Schon in den letzten Jahren hat sich die Anbaufläche von Sojabohnen von 5.000 auf über 17.000 Hektar in Deutschland erhöht. Dabei ist es sinnvoll die Sojabohnen direkt für den menschlichen Verzehr zu nutzen. Mit diesem Experiment wird die Züchtung von regional und klimatisch angepassten Sojasorten unterstützt.
Wir testen 12 Sojakreuzungen, welche wir Ende April zugeschickt bekommen haben. Die Ernte wird im Herbst zur Untersuchung eingeschickt und auf den Proteingehalt hin untersucht. Dadurch kann ermittelt werden, welches Saatgut in welchen Regionen Deutschlands am ertragsreichsten ist und welche Eiweißqualität die Sojabohne dort hat. Als Dankeschön bekommen die Teilnehmer Soja-Saatgut für den Eigenanbau. Coole Sache J
Welche Vorteile hat der heimische Anbau von Bio Soja?
Europäische Sojabohnen sind gentechnikfrei. Durch die gezielte Züchtung von angepassten, samenfesten Sojasorten wird die Sortenvielfalt unterstützt und die Unabhängigkeit von Importen gestärkt. Im Gegensatz zum Saatgut großer Monopolisten sind die entstehenden Sorten frei von Patenten. Sie können also beliebig weiterentwickelt werden. Die Soja-Pflanze fördert die Bodenfruchtbarkeit, in dem sie Stickstoff bindet. Im Folgejahr können so zum Beispiel nährstoffhungrige Pflanzen auf diesen Böden angebaut werden.
Durch Bio-Soja aus Deutschland werden die Transportwege reduziert sowie eine nachhaltige heimische Landwirtschaft gefördert. Die Nahrungsmittel aus Sojabohnen liefern gesunde pflanzliche Eiweiße und sind im direkten Verzehr deutlich ressourcenschonender als in der Verwendung als Tierfuttermittel.
Sojaexperiment-Stand der Dinge
Wir haben die Sojabohnen Mitte Mai in unserem Garten ausgesät. Die verschiedenen Sorten sind innerhalb einer Woche gekeimt. Die Keimungsrate war dabei sehr hoch. Durch das warme Wetter sind die Soja-Pflanzen schnell gewachsen. Vor einer Woche haben wir die Pflanzen dann verzogen und beobachten ihre Entwicklung seit dem mit Spannung. Mit dem Experiment-Verlauf sind wir bisher sehr zufrieden. Das Projekt wird sehr gut betreut und kommuniziert J
Spaß am Forschen für die gute Sache
Wir haben das Projekt durch Zufall entdeckt und finden die Idee super. Weil wir selber experimentierfreudig sind, haben wir nicht lange gefackelt und uns angemeldet. Zudem ist das Projekt absolut unterstützenswert. Wir essen selber gerne mal Nahrungsmittel aus Sojabohnen und interessieren uns deshalb auch für die Herkunft und den Anbau. Während des Experiments müssen die Soja-Pflanzen regelmäßig beobachtet werden und die Daten werden online übermittelt. Klar, Experimente bedeuten immer auch Aufwand. Aber das ist völlig Okay. Während der Vegetationsphase werden zusätzlich per Datenlogger die Temperaturen in der Nähe der Pflanzen aufgezeichnet. Auch diese Daten werden am Ende übermittelt. Wer möchte, darf den Datenlogger nach Ablauf des Experimentes behalten. Schönes Extra.
Letzte Worte zum Soja-Experiment
Esst Ihr häufig Soja-Produkte? Was haltet Ihr von diesem Experiment? Und was haltet Ihr generell vom Soja-Anbau in Europa?
Würdet Ihr nächstes Jahr teilnehmen, wenn das Soja-Experiment auch 2019 wieder stattfindet? Kennt Ihr noch andere Experimente oder Gartenprojekte, wo man als Gärtner teilnehmen kann?
Schreibt es uns gerne in die Kommentare J
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Lieber Basti,
Ich habe absolut nichts gegen Sojabohnen! Der Anbau, wie du schreibst, ist verschrien, aber nicht wegen uns Nicht-Fleischessern! Ich kann das nur unterstützen, dass in Deutschland diese Studie stattfindet! Es wird Zeit unser Ackerland für etwas besseres zu nutzen, anstatt Biogas-Anglagen-Futter!
Viele Grüße, Izabella