Ölkäfer aka. Maiwurm
Neulich im Garten konnten wir eine besondere Beobachtung machen. Schwarze, langgestreckte Käfer in einer Größe von etwa 25-35 mm wanderten über unseren Rasen in Richtung Beet. Zuerst sahen wir nur einen Käfer und später waren es dann sogar vier bis fünf Käfer in einem kleinen Umkreis. Wir waren sehr erstaunt, denn uns beiden waren diese sogenannten Ölkäfer vollkommen unbekannt. So machte ich ein Paar Fotos und wir schärften unsere Augen und versuchten ein Verhaltensmuster zu erkennen. Es machte den Eindruck, als würden sich die Käfer suchen und Duftmarken setzen. Aber immer wenn man dachte, nun finden sie sich, liefen die Käfer aneinander vorbei. Ein herrliches Schauspiel.
Heute begann ich zu recherchieren, um den Namen des Käfers herauszubekommen. Einfach war es nicht, aber schließlich wurde ich fündig. Ich habe die starke Vermutung, dass es sich um Meloe violaceus, den Violetten Ölkäfer handelt. Als zweite Vermutung könnte es auch Meloe proscarabaeus, der schwarzblaue Ölkäfer sein. Anderen Namen sind Blauer bzw. Schwarzer Maiwurm.
Insekten-Steckbrief Ölkäfer
Größe:
Weibchen ca. 10-25mm, Männchen ca. 20-35mm
Erscheinungsbild:
Schwarzblau, matt, verkürzte Deckflügel, Halsschild und Deckflügel mit feiner Punktierung, perlschnurartige Fühler
Bevorzugter Ort:
Trockenen Offenlandschaften, in Gräsern und auf Blüten
Verbreitung:
Mitteleuropa bis Asien und Nordafrika; in vielen Teilen Deutschlands
Beobachtungszeitraum:
Ende März bis Juni
Nahrung:
Larven: Nahrungsvorrat Wildbienennester, Imago: Nektar und Pollen
Gefährdung:
Diese Art ist gefährdet RL3 und damit besonders geschützt nach BNatSchG bzw. BArtSchV
Hinweis:
Das Anfassen der Ölkäfer ist zu vermeiden, weil Ihre Körperflüssigkeit den Giftstoff Cantharidin enthält.
Besonderheiten der Ölkäfer – Das Gift und die Entwicklung
Die Ölkäfer sind mittelgroße bis große Käfer, welche häufig auf Blüten und im Gras zu finden sind. Sie zeichnen sich durch den Giftstoff Cantharidin aus, welchen Sie bei Beunruhigung auch bewusst aus den Beingelenken absondern können. Bekannt wurde dieser Giftstoff aufgrund seiner aphrodisierenden und tödlichen Wirkung in Verbindung mit Meloide Lytta vesicatoria, der Spanischen Fliege. Auf der Haut erzeugt der Stoff Blasen und Nekrosen und ist 10 Mal giftiger als Strychnin. Es ist überliefert, dass Cantharidin an den europäischen Adelshäusern zur Anwendung kam, um bestimmte unliebsame Personen loszuwerden. Beispielsweise gehen ca. 600 Morde auf das Aqua Tofana zurück, welches von der 1653 geborenen Baronessa Teofania di Adamo aus Ölkäfern destilliert wurde. Die Flüssigkeit war geruchs- und geschmacksneutral und nur wenige Tropfen brachten den Tod.
In geringer Dosis wirkt das Gift erektionsfördernd. Noch heute kann man die Liebestropfen im Internet erwerben. Und sogar eine echte medizinische Anwendung gibt es. Die Substanz wird bei Nieren- und Harnwegserkrankungen angewandt.
Misere mit dem Gift
Das Dilemma besteht darin, dass die wirksame und die tödliche Dosis nahe beieinander liegen. So gibt es die Geschichte vom römischen Feldherrn Lucullus, der seine Potenz damit steigern wollte. Am Ende starb er an einer zu hohen Dosis des Giftes. Eine andere Besonderheit der Ölkäfer ist deren Entwicklung, welche als Hypermetamorphose vollzogen wird (siehe Vermehrung). Die Ölkäfer gehören mit weltweit ca. 2500 bekannten Arten und 120 Gattungen zu einer recht artenreichen Familie. In Deutschland sind 13 gemeldet und sechs tatsächlich erfasst. Viele Arten stehen heute auf der roten Liste.
Vermehrung als Hypermetamorphose – Parasitär mit Solitärbienen.
Im großen Hinterleib der Weibchen werden bis zu 10.000 Eier produziert. Diese hohe Zahl ist das Ergebnis einer hohen Verlustrate. Zunächst werden die Eier recht willkürlich auf dem Boden verteilt. Daraus schlüpfen dann etwa 2-3 mm große Larven. Sehr aktiv und voller Tatendrang laufen sie die Blütenstängel hinauf und warten dort auf Ihr Glück. Von Glück kann in diesem Fall wirklich die Rede sein. Denn die sogenannten Triungulinus-Larven müssen sich für die Weiterentwicklung auf anfliegende Insekten festheften. Als wäre das nicht schon schwer genug, hat die Larve nur eine Überlebenschance, wenn Sie ein Wildbienenweibchen erwischt.
Wildbienen werden gebraucht
Eine Entwicklung findet nur in Wildbienen-Nestern statt. Durch die Auswahl von Fehlwirten erklärt sich die hohe Verlustrate. Gelangt sie in ein passendes Nest, frisst sie das darin befindliche Ei oder die Junglarve der Wildbiene sowie den Pollen- und Nektarvorrat. Anschließend häutet sie sich mehrmals, verlässt das Nest und beginnt sich zu verpuppen. Daraus resultiert von Ende März bis Juni der Ölkäfer, wie er auf den Bildern zu sehen ist. Starkes Stück. Übrigens die Erwachsenen Ölkäfer ernähren sich von Blütenpollen und tragen daher zur Bestäubung von Pflanzen bei.