Die Schlehe – Eine Heldin für die Artenvielfalt. Verachtet für ihr wildes Gemüt.
Momentan treibt mich, wie schon häufiger erwähnt, das Thema Hecken um. Inzwischen habe ich einiges zum Thema gelesen und treffe immer wieder auf die Schlehe (aka Schwarzdorn). Dabei kommen viele ins Schwärmen über die wundervolle Blüte, den angenehmen Duft und den Wert, den dieser heimische Strauch für unsere heimischen Tierarten hat. Andere verteufeln ihn, weil sie ihn in den Garten geholt haben und er sich vor Ort nicht an die gegebene Ordnung hält. Dabei wird über seine Lust kleine Miniaturversionen von sich selbst in Umlauf zu bringen, geschimpft. Einige Gartenliebhaber sprechen sogar ausdrückliche Warnungen aus, sich diesen Störer der Ordnung, nicht in den Garten zu holen. Ich habe mal wieder ein bisschen recherchiert…
Pflanzensteckbrief: Schlehe (prunus spinosa)
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung: Prunus
Die Schlehe (prunus spinosa) gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Dieser Familie entstammen viele unserer wichtigsten Obstsorten. Andere verbreitete Namen sind auch Schlehdorn oder Schwarzdorn.
Wie der Name verrät, trägt die Schlehe, teilweise viele, Dornen. Im März bis April/Mai zeigen sich die schneeweißen Blüten, noch bevor sich die ersten Blätter bilden. Die Blüten riechen süßlich. Dadurch werden zahlreiche Insekten angelockt, die die Blüten bestäuben. Über das Jahr bilden sich dann die charakteristischen dunkelblauen, pflaumenartigen Steinfrüchte. Diese sind nach Frosteinwirkung essbar.
Die Pflanze verbreitet sich durch Samen, die von Vögeln verteilt werden. Ebenso verbreitet sich die Schlehe über Wurzelausläufer. Mit zunehmender Anzahl von Wurzelausläufern können sich so über die Zeit sehr dichte, undurchdringliche Hecken oder Gebüsche bilden. Der Strauch kann eine Größe von 3 bis 5 Metern erreichen.
Ein Alptraum in weiß?
Wie oben schon erwähnt lässt sich die Schlehe als Hecke nur schwer in ein Korsett zwängen. Viel Unmut bereiten vor allem die Wurzelausläufer, die sich mehr oder weniger im näheren Umkreis der Pflanze bilden. Dadurch kann eine Schlehen-hecke schnell in die Breite gehen. Dieses Ungehorsam hat der Pflanze auch schon den Beinamen „Giersch unter den Sträuchern“ eingebracht.
Jedoch habe ich teilweise stark voneinander abweichende Meinungen und Erfahrungen gelesen. Bei einigen scheint sich die Schlehe albtraumartig im Garten zu verbreiten und völlig außer Rand und Band zu geraten. Andere sind entzückt von der wunderschönen Blütenpracht und müssen Hier und Da einen Ausläufer entfernen.
Generell weist prunus spinosa innerhalb der Art eine starke Variabilität auf. So unterscheiden sich Früchte, Blätter, Dornenanzahl und -länge und auch der Austrieb von Wurzelsprösslingen teilweise stark. Deswegen wurden in der Vergangenheit auch schon Versuche unternommen, die Pflanzen in unterschiedliche Unterarten oder Varietäten einzuteilen².
Kleine Gärten sollten lieber verzichten
Deswegen sollte man sich vorher bewusst machen, dass die Pflanze eventuell ein wildes Eigenleben führen möchte und vielleicht nicht in die Richtung wächst, die wir befehlen. Andererseits soll eine Wurzelsperre aus Betonschachtringen sehr wirkungsvoll gegen Wurzelausläfer sein. Gleichzeitig entfaltet die Schlehe ihre Schönheit vor allem als freiwachsende Hecke. Dann kann man Blüte und Fruchtertrag am besten genießen. Deswegen ist die Schlehe in Kleingartensiedlungen und in sehr kleinen Gärten eher fehl am Platz.
Wodurch zeichnet sich die Schlehe als Heckenpflanze aus?
Sonnig bis leicht halbschattig
Die Schlehe mag es lieber sonnig. Unter hellen Bedingungen wächst sie am besten. Wird es zu schattig, wächst sie schlechter und auch Blüte und Fruchtertrag fallen geringer aus.
laubabwerfend/Sommergrün
Die ovalen Blätter sind im Sommer grün und färben sich im Herbst gelb. Im Herbst legt die Schlehe dann auch ihr Laub ab. Deswegen ist gegebenenfalls kein ganzjähriger Sichtschutz geboten. Wenn die Hecke sehr dicht wird, schon. Dafür trägt sie im Winter dunkelblaue, essbare Früchte. Die Früchte bleiben, wenn sie nicht gepflückt oder von Vögeln gefressen werden, den ganzen Winter hängen. Somit sind sie ein attraktiver Winterschmuck.
Wassersparend
Ebenso ist der Strauch ein Wassersparer. Als Pioniergewächs kommt die Schlehe auch auf kargen, trockenen Böden zurecht. Gegossen werden, muss die Hecke nicht. Ganz im Gegenteil, zu viel Wasser und Feuchtigkeit verträgt der Strauch nicht so gut.
Lehmig und sandig
Bei der Bodenart ist sie sehr anpassungsfähig. Trockene oder auch steinige Untergründe machen ihr wenig aus. Am aller liebsten mag sie aber kalkhaltige, lehmige Böden.
Eher langsam wachsend
Das Wachstum ist eher langsam und liegt im Durchschnitt bei 20 cm/Jahr. Freiwachsend ohne Schnitt kann die endgültige Höhe des Strauchs zwischen 3 bis zu 4 Metern betragen. Teils wurde sogar von bis zu 5 Metern Höhe berichtet. Lässt man der Schlehe zu viel Freiheiten neigt sie dazu in die Breite zu gehen.
Sehr schnittverträglich
Die Schlehe ist sehr schnittverträglich. Sie treibt auch wieder aus, nachdem man sie auf den Stock gesetzt hat. Von ihrer schönsten Seite zeigt sie sich jedoch freiwachsend. Dann wird sie auch sehr dicht. Ein Schnitt zur Formhecke ist möglich.
Sehr frosthart
Die Schlehe ist nicht frostempfindlich. Sie verträgt Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ohne große Probleme. Durch die Frühe Blüte im März ist der Fruchtertrag, aber durch Spätfröste gefährdet.
Besonders geeignet ist die Schlehe:
- Für Naturgärten, die ihr ausreichend Platz einräumen. Dort entfaltet sie als freiwachsende Hecke oder in Verbindung mit anderen Sträucher, wie Berberitze, Weißdorn oder Haselnuss ihr ganzes Potenzial.
- Für die Befestigung von Hängen. Dafür sorgt das flache Wurzelsystem und die zahlreichen Wurzelausläufer. Wurzeln halten die Bodenteilchen fest und verhindern so den Bodenabtrag (Erosion). Dabei bereiten der Schlehe auch karge, trockene und steinige Böden nicht all zu große Probleme.
- Als lebendiger Zaun. Durch die Dornen und die Ausläufer kann eine Schlehenhecke sehr dicht und undurchdringlich werden. So kann man unerwünschte Besucher draußen halten. Durch die Dornen ist die Hecke auch vor Verbiss durch Vieh geschützt und kann so einen Zaun ersetzen.
In der Hitliste, der Pflanzen für Insekten und Vögel, weit vorn
Die Schlehe lässt die Herzen vieler Insekten in Mitteleuropa höher schlagen. Ein Grund dafür ist die frühe Blüte. Während sich die meisten Pflanzen noch im Winterschlaf befinden, erstrahlt die Schlehe in unschuldigem Weiß. Die Blüten verströhmen dabei einen angenehm süßlichen Duft und zahlreiche Insekten nehmen dieses Nahrungsangebot dankbar an. Zu den Insekten, die von der frühen Blüte profitieren gehören unter anderem:
- etwa 18 Wildbienenarten und Honigbienen.
- Schmetterlinge, wie kleiner Fuchs, Tagpfauenauge oder Zitronenfalter
- zahlreiche Arten von Schwebfliegen
Ebenso nutzen etwa 70 Schmetterlingsarten, die Schlehe zur Eiablage. Die Pflanze dient den Raupen als Futterpflanze. Insgesamt sind 173 Insektenarten auf die Schlehe spezialisiert. Auch viele Vogelarten profitieren von einer Schlehenhecke. Besonders dichte Hecken mit Dornen bieten Schutz vor Feinden und eigenen sich als sichere Kinderstube für die Aufzucht von Nachkommen. Durch ihre teils dichten Dornen ist die Schlehe besonders sicher. Sehr gerne suchen Amsel, Zaunkönig und Rotkehlchen Schutz. 20 Vogelarten ernähren sich im Winter von den Früchten des Strauchs. Weiterhin ernähren sich 18 Säugetierarten von Früchten, Blättern oder Trieben der Pflanze. Somit zeigt sich, welches Potenzial eine Schlehenhecke für den Erhalt der Artenvielfalt hat.
Weitere Gründe, die für eine Schlehen-hecke sprechen
Profitieren können wir natürlich auch von der Schlehe. Einerseits ist die Blüte im Frühjahr ein Spektakel. Die schneeweißen Blüten sind wunderschön und legen sich wie ein weißer Teppich auf die Pflanzen und auf den Boden. Das Insektentreiben ist einfach beeindruckend. Genauso beeindruckend, ist die Blüte unseres Mirabellenbaums im Frühling, der zur selben Zeit seinen Unschuldslook anlegt.
Früchte auch für uns nutzbar
Die Früchte der Schlehe sind essbar. Allerdings enthalten sie Gerbstoffe, die sich erst durch die Einwirkung von Frost abbauen. Erst dann sind pflaumenartigen Früchte genießbar. Roh sind sie herb, sauer. Am besten verarbeitet man die Schlehenfrüchte zu Marmelade oder Likör. Da ich noch nie Schlehen probiert oder verarbeitet habe, habe ich diesbezüglich leider keinen tollen Tricks oder Rezepte auf Lager. Verarbeitungsratschläge nehme ich also gerne an :). Die Pflanze ist nicht giftig. Interessantes über die Nutzung der Schlehe findet man auch hier.
Fazit
Die Schlehe (prunus spinosa) hat ihre ganz besonderen Seiten. Durch ihren hohen Stellenwert als Futter und Nistgehölz für so viele heimische Tierarten, sollte sie eigentlich in keinem Naturgarten fehlen. Fans allzu penibler Ordnung, Menschen mit sehr kleinen Gärten und Menschen mit kleinen Gärten und streitsüchtigen Nachbarn, sollten wohl lieber auf die Pflanzung verzichten. Wer jedoch der „Wildnis“ ein bisschen Platz eingesteht, über ein bisschen mehr Platz verfügt und ein Herz für die heimischen Tierarten hat, sollte das Abenteuer wagen^^. Wurzelsperren wirken eindämmend. Eine Mischpflanzung mit Eibe, Berberitze und Weißdorn kann einen allzu starken Ausbreitungsdrang ebenfalls bändigen. Gleichzeitig werten diese Sträucher die Hecke noch mehr auf. In unserem Garten wird die Schlehe zukünftig sicher ihren Platz finden 🙂 .
Ich bin sehr gespannt, wie eure Erfahrungen mit der Schlehe sind. Habt ihr Schlehen in eurem Garten? Bereut ihr es oder seid ihr unter den Glücklichen, die keine oder nur wenig „Probleme“ damit haben? Würdet ihr euch eine Schlehe in den Garten pflanzen? Ich freue mich auf eure Kommentare 😉
- Hüber, S., Wissemann, V. (2004): Morphometrische Analysen zur Variabilität von Prunus spinosa L.-Populationen (Prunoideae, Rosaceae) im Mittleren Saaletal, Thüringen–> hier
- Ausführliche Beschreibung der Pflege der Schlehe –> hier
- Informationen über heimische und invasive Pflanzen –> auf floraweb
- Witt, R. (1998): Anlage von Hecken. In: Lünzer, I., Vogtmann H (1998): Ökologische Landwirtschaft- Pflanzenbau, Tierhaltung, Management. Springer Verlag Berlin-Heidelberg
Ich finde Schlehen zwar toll, aber ich habe in meinen Gärten keine. Zu stachlig für meinen Geschmack! Für meine relativ kleinen Gärten wäre es sowieso nichts. Aber hin und wieder wandert ein Schlehenzweig in meinen Garten als Deko.
Viele Grüße von
Margit