Meine erste Erfahrung mit Sonnenblumensamen
Schwer geknickt stand sie vor mir. Ich war in der ersten Klasse. Aus einem Samen war meine erste eigene Pflanze gesprossen. Ich habe sie angeschaut, das Töpfchen gedreht und sie bewundert. Doch eines Tages war sie einfach abgebrochen. Diese Enttäuschung habe ich nie vergessen. Alle anderen pflanzten ihre Sonnenblumen in den Schulgarten. Nur ich nicht.
So war mein Start als Pflanzenmutter und Gärtnerin eher unglücklich.
Sonnenblumen liebe ich heute trotzdem noch. Sie haben einfach eine besondere Ausstrahlung. Sie leuchten und machen viele Menschen glücklich. Ganz nebenbei, können sie im Garten vielseitig eingesetzt werden. Dieser Beitrag handelt von Sonnenblumen, Sonnenblumensamen und ihrem Talent zum Multitasking.
Kurzvorstellung
Gewöhnliche Sonnenblume (Helianthus annuus)
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Gattung: Sonnenblume (Helianthus)
Blüte: Juli-September
Lebensdauer: einjährig
Status: Neophyt (migriert 1596)
Ursprung: Nordamerika
Pflanzzeit: Vorziehen ab April, Direktaussaat ab Mai
Größe: zwischen 1,50 m bis 2 m, bis zu 4 m möglich
Standort: sehr sonnig
Diese 7 Dinge macht die Sonnenblume im Garten gleichzeitig
1. Wunderschön sein ohne große Ansprüche
Vor vier Jahren habe ich die ersten Sonnenblumenkeimlinge in unserem Garten ausgepflanzt. Ich habe sie nach dieser Methode keimen lassen. Viel Hoffnung auf Erfolg hatte ich nicht. Mein Sonnenblumen-Schultrauma saß noch tief. Doch ich wurde belohnt. Die Pflanzen entwickelten sich prächtig. Vögel verteilten die Sonnenblumensamen überall . Und seit dem, musste ich nie wieder selbst eine Sonnenblume auspflanzen. Wenn die Sonnenblumensamen merken, dass ihre Zeit gekommen ist, wachsen sie ganz allein in Hülle und Fülle. Trotz Schnecken, die es bei uns auch reichlich gibt. Viel Pflege, Wasser oder Extradünger bekommen sie auch nicht. Deswegen bin ich häufig erstaunt, dass viele Probleme haben, die für mein Empfinden anspruchslosen Pflanzen in ihrem Garten wachsen zu lassen. Vielleicht liegt es auch an der Sorte.
Große Sonnenblumen
Wenn die Sonnenblumen sehr groß werden sollen, benötigen sie sehr viel Licht und auch eine ergiebige Stickstoffquelle. Je weniger Licht sie bekommen, desto kleiner bleiben sie. Da sie bei starkem Wind auch mal abknicken können, ist eine Stange empfehlenswert. Beim Thema Wasser sind sie nicht sehr anspruchsvoll. Die Wurzeln reichen in der Regel sehr tief (bis zu 2 m ) in den Boden. Deshalb können sie mit Trockenheit ganz gut umgehen. Während der extremen Dürre letztes Jahr sind unsere Sonnenblumen trotzdem sehr zahlreich und wunderschön gewachsen. Da war nicht viel Extrawasser nötig. Mulchen hilft die Eigenschaften des Bodens zu verbessern und die Feuchtigkeit zu halten.
Die größte Sonnenblume wuchs in Karst in Nordrhein Westfalen im Garten von Hans-Peter Schiffer. Seine größte Sonnenblume wurde 9,17 m. Hans Peter Schiffer brach schon vorher mehrmals den Rekord für die größte Sonnenblume.
2. Rankhilfe für Stangenbohnen
Ich weiß nicht mehr, ob und wo ich es gelesen habe. Eines Tages hatte ich die glorreiche Idee, Stangenbohnen an meinen Sonnenblumen rankeln zu lassen. Eine typische Situation. Eine mir glorreich erscheinende Idee kommt mir in den Kopf und muss sofort umgesetzt werden. Meine Gedanken: „Wenn das mit Mais geht, dann sicher auch mit Sonnenblumen“ und „Dann brauch ich keine Stäbe, Gitter etc. und spare Platz, Zeit und Geld“. Wo immer eine Sonnenblume steht, stecke ich ein paar Stangenböhnchen in den Boden. Wenn die Sonnenblumen groß genug werden, funktioniert das wunderbar. Die dicken Stängel der Sonnenblume sind wunderbare Rankhilfen. Gleichzeitig versorgen die Knöllchenbakerien in den Wurzeln der Bohnen die Sonnenblume mit Nährstoffen. Das spart Dünger und die Sonnenblumen werden noch größer und schöner. Für Leute die Ordnung und Planung bevorzugen, ist das wahrscheinlich nicht die geeignetste Methode.
Vorteil: Wenn man Sonnenblumen um die Terrasse sät, kann man die Bohnen direkt vor der Haustür pflücken. Davor blühen die Bohnen mit ihren wundervoll gefärbten Blüten. Auf der Terrasse kann man die Bohnenblüten viel länger und intensiver bewundern als im Gemüsebeet.
3. Sichtschutz mit Unterhaltungsfaktor
Ab Juli blühen bei uns die Sonnenblumen. Wir pflanzen sie auch gerne rund um unsere Terrasse. Ich finde sie sich toll als Sichtschutz. Sie wachsen schnell und haben auch die richtige Größe und erfüllen ihren Zweck. Die Sonnenblumen schaffen den richtigen Grad an Intimsphäre. Sie wachsen zwar dicht, aber nicht zu dicht. Dadurch kann ich den Garten noch im Blick behalten. Außerdem ist an den Sonnenblumen immer was los. Flauschige mit Pollen bedeckte Hummeln, fleißige und ganz unterschiedliche Bienen, flinke Wollschweber und Schwebfliegen tummeln sich an den Blüten. Sie lassen sich an den großen Blüten auf bequemer Höhe beobachten. Wenn man Glück hat, zeigt sich auch mal ein Vogel, um Sonnenblumensamen oder Insekten zu naschen.
4. Snackbar für Vögel
Schon im Sommer, wenn die ersten Sonnenblumen verblühen, kommen die ersten Interessenten in den Garten. Oft sind sie unsichtbar. Denn sobald man das Haus verlässt oder den Garten betritt, fliegen sie davon. Aber die Sonnenblumensamen finden zahlreiche Abnehmer. In einem Versteck aus der Ferne kann man die Vögel dann beobachten. Zum Beispiel von der Terrasse mit einem Sichtschutz aus Sonnenblumen 😉 Körnerfresser wie Finken, Sperling und Ammern mögen Sonnenblumensamen. Wir beobachten vor allem Spatzen, Distelfinken und Grünfinken.
Im Winter bleiben die Sonnenblumen stehen. Dann dienen die Sonnenblumensamen als winterliche Futterration für Vögel.
5. Powernahrung für Menschen
Im Spätsommer beobachte ich regelmäßig meine Nichte, wie sie vor einer Sonnenblumen steht und sich einen kleinen Sonnenblumensamen-Snack genehmigt. Genau wie die majestätisch anmutenden Sonnenblumen selbst, kommen ihre Samen als wahre Kraftpakete daher. Neben einer Reihe ungesättigter Fettsäuren enthalten sie fast das ganze Vitamin Alphabet: Vitamin A, B´s, D, E und K. Gleichzeitig aber auch Eisen, Kalzium, Kalium, Magnesium, Selen, Zink und Mangan. 100 Gramm Sonnenblumensamen enthalten so viel Protein wie ein Schnitzel und decken den Tagesbedarf an Zink. Ziemlich gutes Zeug, was meine Nichte sich da reinzieht. Mir ist es ehrlich gesagt erst bei der Recherche aufgefallen, was alles Gutes in diesen Samen steckt. Ich glaube da werde ich mir nächsten Sommer auch mal ein paar von den Kernchen genehmigen.
6. Sonnengelber Insektenmagnet
Sonnenblumen werden ausschließlich von Insekten bestäubt. Von Juli bis in den September blühen bei uns im Garten durchgängig Sonnenblumen. Die Blüten sind immer gut besucht. Besonders auffällig sind natürlich Hummeln. Aber auch andere Wildbienen und Honigbienen besuchen die großen Blüten. Neben Bienen profitieren auch Fliegen, Wespen, Wollschweber und Schwebfliegen von dem großen Pollen-und Nektarangebot, das Sonnenblumen bieten. So können wir also die Insektenvielfalt im Garten unterstützen und vergrößern. Einige der Insekten sind sogar besondere Helfer und Nützlinge im Garten.
Undercover als Wespe
So zum Beispiel die Schwebfliege, die von einem reichen Blütenangebot und auch von Sonnenblumen profitiert. Etwa 100 Arten von Schwebfliegen können uns beim giftfreien Gärtnern helfen. Die erwachsenen Schwebfliegen bestäuben unterschiedliche Pflanzen. Die Raupen sind äußert effiziente Blattlausfresser.
Stängel als Insektenhotel
Über den Winter lasse ich die Sonnenblumen immer stehen. So können sich die Vögel die letzten Sonnenblumensamen holen und Insekten können sich in den hohlen Stängeln verstecken. Etwas konkretes über die Beliebtheit von Sonnenblumen als Unterschlupf für Insekten konnte ich bei meiner Recherche jedoch nicht finden. Vielleicht wisst Ihr mehr darüber?
Die Sonnenblume ist eine Kompasspflanze. Die Blütenköpfe folgen dem Verlauf der Sonne von Osten nach Westen. Am Abend richten sie sich wieder nach Osten aus. Das bezeichnet man auch als Heliotropismus. Ein Vorteil ist, dass sich die Blüten morgens schneller erwärmen und so schneller von Insekten besucht werden können.
7. Regenschutz für andere Pflanzen
Sonnenblumen können ja sehr groß werden. Daher eigenen sie sich, nach Sepp Holzer als übergeordnete Etage im Mischkulturbeet. Die Idee dahinter, die Sonnenblume schützt die empfindlicheren Gemüsepflanzen im Untergeschoss vor extremen Wettereignissen. Kommt es beispielsweise zu einem Starkregenereignis oder Hagel, werden nicht alle Pflanzen dadurch zerstört. Die Sonnenblume schützt sie mit ihren großen Blättern. Allerdings hat das bei mir bis jetzt noch nicht so gut funktioniert. Ich glaube, die Sonnenblumen werden nicht groß genug. Dann habe ich eher das Gefühl, dass sie die anderen Pflanzen beschatten. Eine mögliche Lösung wäre zu versuchen, eine größere Sorte auszusäen und es dann nochmal zu probieren. Habt ihr damit Erfahrungen? Eventuell Tipps? Oder kennt ihr das Prinzip? Schreibt mir 😉
Pinne mich!
So. Das sind meine Gründe. Es gibt bestimmt noch viel mehr, die ich vergessen habe. Welches Verhältnis habt ihr zu Sonnenblumen? Gehören sie auch in eurem Garten zur Grundausstattung? Habt ihr noch genauere Informationen zum Nutzen für Vögel oder Insekten? Daran wäre ich wirklich sehr interessiert.
Verlinkt bei EiNaB & Gartenglück
Super Idee, die Sonnenblumen als Rankhilfen für Bohnen zu benutzen – bis jetzt war das in meinem Gemüsegarten auch nur der klassische Mais. Werd ich heuer mal ausprobieren. 🙂
Liebe Grüße, Kati