Moorschutz ist Klimaschutz! Warum wir torffreie Pflanzerde verwenden!

Moorschutz ist Klimaschutz! Warum wir torffreie Pflanzerde verwenden!

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Als Biogärtner braucht man einen grünen Daumen und torffreie Pflanzerde

Nachdem wir nun schon einige Monate die Füße hochgelegt haben, kommt die Gartenlust langsam über uns. Das Schöne ist, auch jetzt im Februar kann man mit den ersten Indoor-Garten-Vorbereitungen loslegen. Beispielsweise werden bei uns jetzt schon die Paprikapflanzen vorbereitet. Eine Samenbestandsaufnahme wird durchgeführt und ein Besuch im Baumarkt steht an. Ein Überangebot an Pflanzerde zeigt sich uns. Anzuchterde soll es sein, das ist klar. Aber eins MUSS die richtige Pflanzerde bei uns sein: Torffrei! Torffreie Pflanzerde wieso ist uns das so wichtig?  Davon handelt dieser Beitrag 🙂

Torffreie Pflanzerde für den Klimaschutz

Was ist Torf?

Torf ist ein pflanzliches Produkt, das aus Mooren stammt. Moore wiederum sind besondere Lebensräume und eine spezielle Art von Feuchtgebiet. Eine gemeinsame Eigenschaft dieser Art von Feuchtgebiet ist, dass es zum größten Teil aus Torf besteht. Dieser Torf ist gleichzeitig Teil der Definition von Mooren. Ein Moor ist nämlich „ein Feuchtgebiet, in dessen nasser Bodenschicht Torf gebildet und angereichert wird“.

Torf stammt aus Mooren! Wie entstehen Moore?

Moore entstehen in besonders wasserreichen Gebieten. Dort ist der Boden immer wassergesättigt. Durch diese ständige Feuchtigkeit kann der Boden nicht ausreichend durchlüftet werden. Es entstehen also sauerstoffarme (anaerobe) Bedingungen. Die Mikroorganismen im Boden, die sonst abgestorbene Pflanzenreste zersetzen, fühlen sich unter diesen kalten, feuchten und sauerstoffarmen Bedingungen nicht wohl. Deswegen werden abgestorbene Pflanzenteile nicht oder nur unvollständig abgebaut und es entsteht Torf. Auf dieser Torfschicht wachsen und sterben wiederum Pflanzen, die nicht abgebaut werden. Dadurch wächst der Torfkörper stetig weiter.

Das sind die wichtigsten Faktoren für die Bildung von Torf

Faktor Temperatur

Bis zu einem Temperaturoptimum nimmt die biologische Aktivität mit steigender Temperatur zu. Dann wird auch mehr organisches Material abgebaut (dekompostiert). Damit sich Torf bildet, muss es also kühl sein. Daher bilden sich Moore vorzugsweise in kühlen Gebieten.

Faktor Sauerstoff

Für den Abbau von organischem Material benötigen Mikroorganismen Sauerstoff. Moorböden sind ständig feucht und die Poren voller Wasser (wassergesättigt). Dadurch kommt nur sehr wenig Luft und  Sauerstoff in den Boden. Demzufolge ist auch nicht genug Sauerstoff für die Mikroorganismen da, die organisches Material zu mineralischem Boden umwandeln. Deswegen sammelt sich das organische Material und bildet Torf.

Faktor Pflanzen

Viele Pflanzenteile sind schwer zersetzbar. Holz beispielsweise wird nur sehr langsam zersetzt. Das liegt an dem Lignin aus dem es zu großen Teilen besteht. Diese Teile bleiben in Mooren fast unverändert erhalten.

Der Torfkörper eines Moores wächst pro Jahr um 1 mm. Das ist extrem langsam. Bis sich eine Torfschicht von einem Meter gebildet hat, können 1000 Jahre vergehen!

Mit dem kauf torffreier Pflanzerde kannst auch DU etwas tun!

Glaubt man dem Nabu, werden in Deuschland rund 10 Millionen Kubikmeter Torf verbraucht. Zwei Drittel dieser Menge werden im Erwerbsgartenbau verwendet. Ein Drittel verbrauchen wir Hobbygärtner.

In Deutschland wurden in den letzten Jahren vor allem norddeutsche Moore für die Gewinnung von Torf ausgenutzt. Jedoch wird der Schutz unserer heimischen Moore hier  immer erster genommen. Das Angebot und die Nachfrage nach billiger torfhaltiger Pflanzerde bleibt, aber trotzdem groß. Statt heimischer Moore dienen stattdessen osteuropäische Moore als billige Torflieferanten.

Drei Gründe warum Moore erhalten bleiben sollten!

1. Moore sind besondere Lebensräume

Moore bieten Lebensraum für besondere hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Ihr Fortbestehen in naturbelassenem Zustand trägt also zum Erhalt und zur Bildung von Artenvielfalt und Biodiversität bei.

2. Sie wirken ausgleichend auf den Wasserhaushalt

Moore haben eine wichtige Funktion im Wasserhaushalt. Durch ihre Beschaffenheit können sie in kurzer Zeit viel Wasser aufnehmen. Sie speichern Wasser wie ein Schwamm. Anschließend geben sie es langsam wieder in die Umgebung ab. Sie sind also wertvoll für den Hochwasserschutz.

Moore haben außerdem hervorragende Filtereigenschaften. Das liegt an dem hohen Anteil organischen Materials und den Pflanzen aus denen sie bestehen. Organisches Material und Pflanzenwurzeln halten chemische Verbindungen im Boden besonders gut fest. Dadurch werden auch Schadstoffe zurückgehalten. Regenwasser wird dabei beispielsweise besonders gut gefiltert bevor es in das Grundwasser gelangt. Dadurch haben Moore auch eine wichtige Rolle bei der Bildung von sauberen Grundwasser. In Deutschland werden rund 80 %  unseres Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen.

3. Moorschutz ist Klimaschutz

Global haben Moore einen Anteil von 3 % an der Landfläche. Trotzdem speichern sie 30 % der terrestrischen Kohlenstoffvorräte in ihrem Torfschichten. Moore speichern somit doppelt so viel Kohlenstoff, wie alle Wälder der Erde. Die Pflanzen des Moores nehmen während ihres Wachstums Kohlenstoff in Form von Kohlenstoffdioxid auf. Die pflanzliche Masse wird aber nach dem Absterben der Pflanzen nicht abgebaut. Das liegt an den besonderen Eigenschaften der Moore, die ich weiter oben beschrieben hab. Da die Pflanzen nach ihrem Tod nicht abgebaut werden, wird der in der Pflanze enthaltene Kohlenstoff im Torf gespeichert. Das macht Moore zu Kohlenstoffsenken. Bei der teilweisen Zersetzung organischen Materials entsteht zwar Methan, ein anderes klimarelevantes Gas, trotzdem ist die Klimabilanz eines Moores positiv.

Für den Abbau von Torf werden Moore entwässert. Dadurch gelangt Sauerstoff an den Torfkörper und der Abbauprozess (Mineralisation) beginnt. Durch diesen Mineralisationsprozess gelangt der gespeicherte Kohlenstoff in Form von Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre. Dabei werden auch andere Treibhausgase wie Stickstoffdioxid (Lachgas) kontinuierlich in die Atmosphäre abgegeben.

Torffreie Pflanzerde schützt Moore

Warum kommt Torf in Garten-, Anzucht- oder Blumenerde?

Torf ist ein kultursicheres Substrat. Das liegt an den oben beschriebenen Bedingungen am Entstehungsort. Durch die sauerstoffarmen Bedingungen besitzt er eine geringe mikrobielle Aktivität. Er enthält also wenig Organismen, die die Erde in ihren Eigenschaften, während der Lagerung verändern.

  • Dadurch besitzt Torf eine hohe Strukturstabilität
  • Der pH-Wert des Substrates lässt sich beliebig einstellen
  • Der Nährstoffgehalt des Substrates lässt sich sehr gut einstellen
  • Die Qualität und Quantität des Substrates ist ganzjährig relativ gleichbleibend

Woraus besteht torffreie Pflanzerde?

In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für torffreie Alternativen glücklicherweise immer größer geworden. In jedem Baumarkt findet man inzwischen auch torffreie Pflanzerde. Dabei kommen unterschiedliche alternative Stoffe zum Einsatz. Die am häufigsten verwendeten Rohstoffe sind Kompost, Rindenhumus, Holzfasern oder Kokosfasern.

torffreie Anzuchterde

Kompost

Ein häufiger Bestandteil torffreier Pflanzerde ist Kompost. Dieser entsteht durch Kompostierung organischen Materials. Dafür werden unterschiedliche Verfahren verwendet. Die Verwendung von Kompost ist die einfachste und nachhaltigste Methode qualitative, nährstoffreiche Pflanzerde zu gewinnen. Zudem ist er kostengünstig. Kompost enthält auch mehr Nährstoffe als Torf. Ebenso hat Kompost ein besseres Wasserhaltevermögen als torfhaltige Pflanzerde. Im Garten verbessert Kompost die Eigenschaften des Bodens. Torf hingegen kann die Eigenschaften des Bodens verschlechtern.

Vorteile:

  • kostengünstig
  • nachhaltig
  • nährstoffreicher als Torf
  • nachhaltigere Bodenverbesserung als bei der Verwendung von Torf

Nachteile:

  • je nach Herkunft eventuell hohe Schwermetall- und Salzgehalte
  • Nährstoffgehalt und pH-Wert lassen sich schwerer einstellen
  • Qualität unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen
  • Probleme mit Trauermücken bei Zimmerkulturen möglich

Rindenhumus

Besteht aus zerkleinerter, kompostierter Rinde von Nadelhölzern. Dieser wird in der Regel nur als Beimischung torffreier Pflanzerden verwendet. Die Wachstumshemmenden Stoffe, die Nadelhölzer oft enthalten, werden bei der Kompostierung abgebaut.

Vorteile:

  • nachhaltigere Bodenverbesserung im Vergleich zu Torf
  • erhöhte Durchlüftung der Pflanzerde oder des Bodens
  • nachwachsender Rohstoff

Nachteile:

  • speichert Wasser schlechter als Torf
  • Nährstoffgehalte sind schwer kalkulierbar

Holzfaser

Als weiterer möglicher Zusatz torffreier Pflanzerde kommen Kolzfasern zum Einsatz. Diese werden aus Sägeholzresten durch thermo-mechanische Aufschlussverfahren gewonnen. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Reste von Fichten und Kiefern.

Vorteile:

  • gute Durchlütung
  • nachwachsender Rohstoff
  • gute Drainagewirkung
  • gute Wiederbenetzbarkeit (nach Austrocknung perlt das Wasser nicht so stark von der Erde ab)
  • bessere Kalkulierbarkeit des Nährstoffgehaltes

Nachteile:

  • Bodenverbesserung ist nicht langfristig
  • zersetzt sich schnell

Kokosfasern

Ein weiter Bestandteil von torffreier Pflanzerde können Kokosfasern sein. Dabei handelt es sich um die faserige Schicht, die die Kokosnüsse umgibt.

Vorteile:

  • gute Wasserspeicherung
  • langsame Zersetzung und dadurch langanhaltende Bodenverbesserung
  • sackt nicht schnell zusammen
  • verbessert die Durchlüftung des Bodens
  • besitzt eine gute Wiederbenetzbarkeit

Nachteile:

  • nicht regional und besitzt einen langen Transportweg

Unsere Erfahrungen mit torffreier Pflanzerde

Wir nutzen schon seit einigen Jahren torffreie Pflanzerde. Dabei hat das Pflanzenwachstum nie drunter gelitten. Torfhaltige Erde wird oft hart und wasserabweisend sobald sie einmal austrocknet. Bei torffreier Pflanzerde haben wir das das Problem eher weniger.

Ein Nachteil, den wir jedoch festgestellt haben, sind die Trauermücken. Pflanzerden mit einem hohen Anteil organischen Materials werden von diesen Tierchen bevorzugt bevölkert. Auch wir hatten in den letzten Jahren häufiger Probleme mit Trauermücken. Ebenso ist torffreie Pflanzerde deutlich teurer als torfhaltige Produkte. Jedoch sind Folgekosten von torfhaltiger Erde viel höher, wenn man den Verlust von Biodiversität, die freigesetzten Klimagase, die Änderung des Kleinklimas und deren Folgen mit einberechnet.

Wir haltet ihr es mit dem Thema? Wusstet ihr, dass Blumenerde Torf enthält? Kauft ihr selbst torffreie Pflanzerde? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Oder kauft ihr weiterhin torfhaltige Produkte und haben diese in euren Augen besondere Vorteile gegenüber torffreien Produkten? Ich freue auf eure Meinungen und Erfahrungen! 🙂

  • Informationen des BUND
  • viele Informationen auch auf der Seite des Nabu
  • Expedition Moor mit vielen spannenden Informationen
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Laura

Mich fasziniert das Leben, die Natur und wie alles miteinander verbunden ist. Selbst das unscheinbarste Lebewesen kann dabei großen Einfluss auf das Gefüge haben. Naturnahe Gärten bieten die Möglichkeit diese Zusammenhänge zu entdecken und zu nutzen. Sie sind außerdem Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen. Auf dieser Seite möchte ich mit euch entdecken, wie wir unseren Garten naturnäher Gestalten können und gleichzeitig davon profitieren.

Alle Beiträge von:Laura
2 Kommentare
  • Ich finde es gar nicht so einfach, an torffreie Blumenerde zu kommen. Auf jeden Fall, sollten die Moore erhalten bleiben… keine Frage. Und es gibt ja schließlich Alternativen!
    Viele Grüße von
    Margit

    • Hallo Margit,

      da stimme ich dir auf jeden Fall zu, man muss schon immer ein bisschen suchen. Und Bioerde ist leider auch nicht immer torffrei. Die Inhaltsstoffe stehen auch nicht sehr übersichtlich drauf 🙁 . Aber wenn man Bescheid weiß, wonach man schauen muss klappt das schon 🙂 , wie du schon sagst, die Alternativen gibt es auf jeden Fall.

      Liebe Grüße, Laura

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Laura

Mich fasziniert das Leben, die Natur und wie alles miteinander verbunden ist. Selbst das unscheinbarste Lebewesen kann dabei großen Einfluss auf das Gefüge haben. Naturnahe Gärten bieten die Möglichkeit diese Zusammenhänge zu entdecken und zu nutzen. Sie sind außerdem Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen. Auf dieser Seite möchte ich mit euch entdecken, wie wir unseren Garten naturnäher Gestalten können und gleichzeitig davon profitieren.

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